Die Praxis des Schulunterrichts ist eine ausgesprochen komplexe Form von Face-to-Face-Interaktion, deren wissenschaftliche Erforschung die Datenerhebung und -auswertung vor besondere Herausforderungen stellt. Die Interaktion der Lehrkräfte mit den Schüler*innen erscheint aus professionalisierungstheoretischer Perspektive als das entscheidende interventionspraktische Geschehen der professionellen Förderung von Bildungsprozessen. Sie findet überwiegend im Rahmen des organisierten Schulunterrichts statt. Seit dem Jahrtausendwechsel besteht mit der mobilen Computertechnologie erstmals die Möglichkeit, sich der hohen Komplexität der Unterrichtsinteraktion und der dementsprechend vielschichtigen Herausforderung ihrer professionellen, interventionspraktischen Gestaltung analytisch-empirisch angemessen zu stellen. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Aufsatz ein seit 2003 entwickelndes und erprobtes Datenerhebungskonzept vorgestellt, mit dem die Unterrichtspraxis als Totalität minimal-invasiv und umfassend audiovisuell aufgezeichnet und in umfängliche Partiturtranskripte überführt werden kann, mit denen der Schulunterricht in seiner realen Komplexität empirisch analysierbar wird, um bisherige theoretische Modelle der Professionalität schulpädagogischen Handelns auf eine differenziertere empirisch-naturalistische Grundlage zu stellen.