Abstract
Analysing one of the notorious four Auschwitz photographs taken by members of a so-called Sonderkommando the author reveals the structure of annulled reciprocity as the core of the nazi practice of extermination. The research on this topic is one of the most challenging scholarly works in the humanities and social sciences: to understand and to explain the possibility of what must be called ›the real evil‹ causing speechles horror (H. Arendt). The analysis of the photograph showing members of the ›Sonderkommando‹ operating with a mass of corpses is a fortiori challenging because of the undeniable paradoxical entanglement of victimhood and guilt. Using the method of Objective Hermeneutics (U. Oevermann) the article reconstructs the meaning of the photo step by step. This meticulous examination discloses that the members of the ›Sonderkommandos‹ live a vita perversa by saving their own lifes through annulling reciprocity towards the victims and by that ›losing their quality of a human being‹ (Vercors) themselves – and it explains that it is by the extermination camp’s specific structure of being a mundus absurdus that they are compelled to do so. Furthermore the article advocates the relevance of data like the photograph which phenomenally and hauntingly show the structure the conceptualisation of which takes so much scrutinising analytical effort.
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Falldarstellungen aus der Sozialen Arbeit werden schriftlich kommentiert. Die Problematik dieser Kommunikationsform wird auf die Frage der Supervision bezogen.
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Was entsteht, wenn Religion vergeht? Wie sehen jene säkularisierten Glaubensvorstellungen aus, die laut der umstrittenen, in der Soziologie von Max Weber geprägten „Säkularisierungsthese“ an Gewicht gewinnen? Welche Logik und Dynamik entfaltet die subjektive Ausdeutung der individuellen Lebenspraxis in ihnen? Diese in der Religionssoziologie und generell in den Sozialwissenschaften bisher zu wenig erforschten Fragen sind Gegenstand der Untersuchung, die einen fallanalytischen Beitrag zur Überwindung der immer noch dominierenden Verfallsperspektive im Hinblick auf den Säkularisierungsprozess leisten möchte. Die Studie folgt dem Diktum Adornos, dass substanzielle begriffliche Erkenntnis vor allem der Versenkung in den Einzelfall entspringt.
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Das Theorie- und Forschungsprogramm der Objektiven Hermeneutik ist unverbrüchlich mit dem Lebenswerk Ulrich Oevermanns (1940-2021) verbunden Seine theoretischen Modelle wie die Theorie der Deutungsmuster, der Lebenspraxis oder der Professionalisierung zeigen vielfältige Perspektiven zur Erforschung der sinnstrukturierten Welt auf. Dabei eröffnet Oevermanns hermeneutisch-erfahrungswissenschaftliche Methodologie die Perspektive für eine unvoreingenommene, distanzierte, strukturtheoretisch inspirierte Sicht. Biographische Verläufe etwa lassen sich im Kontext seiner Theorie der Lebenspraxis unter dem Gesichtspunkt der Krisenbewältigung im Zuge der Rekonstruktion humaner Sozialisation als Verlaufsform einer systematischen Erzeugung des Neuen verstehen. Dieser Text gibt Einblick in den Grundstock an Begriffen und Wissensbeständen der Objektiven Hermeneutik. Oevermanns Lebenswerk beinhaltet viel von dem, was er seinen akademischen Lehrern Adorno, Habermas oder Lepsius verdankte, was er im Rückgriff auf seine Vorbilder lebendig halten und weiterentwickeln konnte: ein kritisches Aufklärungsinteresse, die Unterwerfung unter die Logik des besseren Argumentes, riskantes Denken, weitreichende bildungs- und gesellschaftstheoretische Schlüsse. Dass er es seiner Leserschaft und sich selbst nicht leicht gemacht hat, davon zeugen seine Disziplinierung zur sachhaltigen Auseinandersetzung mit empirischem Forschungsmaterial, seine methodische Stringenz und die Freude an der Entdeckung des Neuen, die sich in seinen Texten widerspiegeln und in der nächsten forschenden Generation fortleben können.
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Abstract
5 Seiten
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14 Seiten
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Der vorliegende Band der Reihe "Objektive Hermeneutik in Wissenschaft und Praxis" führt am Beispiel von drei vom Typus, vom Entstehungs- und vom Verwendungszusammenhang her unterschiedlichen Photos aus verschiedenen Forschungszusammenhängen detailliert in die objektiv-hermeneutische Analyse von Photographien ein. Dabei werden auch Konstitutionstheorie und Methodologie so dargestellt, dass die Arbeit mit der Forschungsmethode Objektive Hermeneutik und ihr Erlernen fundiert und fasslich möglich sind. Dem für die Methode zentralen Prinzip der Sachangemessenheit folgt der Band, indem bei der Auswertung der Photographien materiale Fragestellungen bearbeitet werden: (A) die Rekonstruktion neutraler Reziprozität (ähnlich der zivilen Unaufmerksamkeit gemäß Erving Goffman), (B) die Rekonstruktion der politischen Kommunikation via Selfies als eines eigenen Typus der Kommunikation und (C) die Rekonstruktion einer Praxis, von der Georges Didi-Huberman mit Recht sagt, dass sie alle Anthropologie übersteigt. Die Darlegung setzt bei der Planung der Forschung an, behandelt die Fragen der Fallauswahl, der Selektion des Datentypus und der Erhebung, die spezifischen Fragen der Analyse von Photographien und die besondere Form der Ergebnisdarstellung. Eine Liste publizierter objektiv-hermeneutischer Photographieanalysen und ein Glossar zu Begriffen der Objektiven Hermeneutik ergänzen die Darstellung.
Mit Exkursen…
…zu Begriff und Terminus der Interpretation
…zur Frage von Sichtbarkeit, Notation und Beschreibung
…zum Begriff der strukturellen Reziprozität
…zu den Begriffen der Normalität und der Normalisierung
…zum Phänomen der Bestattung
Abstract
Videographien oder Videoaufzeichnungen sind Aufzeichnungen von sequenziell verlaufenden, sichtbaren und in der Regel hörbaren Ereignissen; diese werden zunehmend zum Gegenstand kultur- und sozialwissenschaftlicher Forschung (vgl. Loer 2010). Die Frage, was die Indikation dafür sein könnte, Videos als Datenmaterial heranzuziehen oder die Videographie als Erhebungstechnik zu nutzen, gilt es stets ernsthaft zu stellen; dies würde vermutlich oftmals dazu führen, sich auf Audioprotokolle zu beschränken, die wesentlich weniger aufwendig zu erheben, aber oftmals für die Beantwortung der Forschungsfrage ausreichend sind. Denn Sprache ist die prominente Ausdrucksmaterialität der Praxis und die akustische Aufzeichnung damit die zu bevorzugende Erhebungstechnik.
Gleichwohl kann es in der Forschungsfrage um Aspekte des Gegenstandes gehen, die in der sprachlichen Ausdrucksmaterialität nicht erfasst werden – etwa (i) wenn es um mimische oder gestische Modulation des Gesprochenen oder um non-verbale Kommunikation geht, insbesondere, wenn die Diskrepanz zwischen verbaler Sprache einerseits und Mimik, Gestik oder anderen ‚leibgebundenen Expressionen‘ andererseits eine Rolle spielen; oder (ii) wenn in der Fragestellung der Umgang mit Objekten untersucht werden soll, die akustisch nicht oder nicht hinreichend wahrnehmbar sind; oder schließlich (iii) wenn die non-verbale Kommunikation selbst im Fokus der Forschungsfrage steht.
Eine weitere Indikation für die Heranziehung von Videoaufzeichnungen als Datenmaterial besteht dann, wenn die zu analysierende Praxis selbst dieses Datenmaterial erzeugt hat und dieses Datenmaterial für die Fragestellung im Sinne der Aspekte i, ii oder iii zu bevorzugen ist; hinzukommen kann noch, dass insbesondere die Praxis der Selbstdokumentation selbst im Fokus der Untersuchungsfrage stehen könnte; schließlich könnte auch das Video eine aus ökonomischen Gründen zu bevorzugende oder gar die einzig zugängliche Ausdrucksgestalt der zu untersuchenden Praxis sein.
Abstract
Wie bei allen Protokollen unterscheiden wir auch bei Photographien die protokollierende von der protokollierten Praxis. Erstere, der Photograph, kann einerseits ein Laie, ein professioneller Photograph oder auch ein Photographiekünstler sein, andererseits kann ein Forscher die Photographie als Erhebungsinstrument nutzen. Letztere, die photographierte Praxis, kann jede visuell wahrnehmbare Praxis sein – wenn wir über die Gegenstandswelt der Sozial- und Kulturwissenschaften hinausgehen, können alle visuell wahrnehmbaren Gegenstände der Welt photographiert werden.
Gemäß der Unterscheidung von photographierender und photographierter Praxis können wir verschieden Indikationen für die Verwendung dieses Datentypus festhalten. Es können uns (a) Aspekte der photographierten Praxis interessieren, die in visueller Weise zum Ausdruck kommen – wenn wir etwa eine Untersuchung über traditionelle Feiern in dörflichem Kontext machen, unser Gegenstand also eine dörfliche Gemeinschaft ist, so können alle Photos, die von dieser Feier gemacht wurden, als Datengrundlage dienen, gleich ob die Photographen Laien, professionelle Photographen, Künstler oder Ethnographen des Alltags sind.
Es kann uns (b) die photographierende Praxis interessieren – wenn wir etwa die Ausbreitung des Mediums der Photographie angesichts der technischen Entwicklung und Verbreitung der Multifunktionsgeräte, die ein einfach zu handhabendes und nahezu kostenneutrales Photographieren ermöglichen, untersuchen wollen oder wenn die zu untersuchende photographierte Praxis zugleich die photographierende Praxis ist (wie es bei dem oben angeführten Beispiel des Fests ja oftmals oder bei den sogenannten Selfies stets der Fall ist); oder wenn wir – z.B. im Hinblick auf berufssoziologische oder professionalisierungstheoretische Fragen – den Beruf des Photographen untersuchen; und es kann uns auch ein Photograph als dieser spezifische Künstler oder generell Photographie als Kunstform interessieren.
Schließlich kann uns (c) die Verwendung von Photographien als Kommunikationsmittel interessieren – etwa in der Selbstdarstellung von Organisationen oder in der Werbung.
Abstract
Gemälde stellen als Kunstwerke einen besonderen Datentypus dar. Grundsätzlich unterscheiden wir bei Protokollen die protokollierende von der protokollierten Praxis. Im Kunstwerk allerdings ist die protokollierte Praxis der Protokollierung nicht vorgängig, sondern wird im Prozess der Protokollierung erst hervorgebracht, was bedeutet, dass es sich um eine fiktive Praxis handelt. Die protokollierende Praxis bringt also eine fiktive Welt hervor und lässt sie als protokollierte Wirklichkeit erscheinen. Damit ist zugleich die Autonomie des Kunstwerks gesetzt, denn wenn im Akt der Protokollierung, also im Akt der Werkgestaltung, eine fiktive Welt entsteht, so ist sie von einer konkreten und spezifischen vorgängigen Welt strukturell unabhängig. Diese Unabhängigkeit hat sich im Zuge der Autonomisierung der Kunst auch historisch zunehmend ausgefaltet, indem etwa die Malerei sich zunehmend von der Abbildung der realen Welt entfernte. Zugleich impliziert die Unabhängigkeit nicht Beliebigkeit, da jede fiktive Welt aus einer Imagination hervorgeht, die ihrerseits eines Vorwurfs bedarf, der in ihr gestaltet wird. Bei Gemälden und anderen Kunstwerken „haben wir es […] mit künstlerisch ‚gemachten‘, methodisch kontrolliert und bewußt hergestellten Texten bzw. Gestaltungen zu tun und nicht mit Protokollen bzw. Aufzeichnungen der Alltagspraxis. Künstlerisch hergestellte Texte protokollieren nicht eine alltagspraktische, reale Wirklichkeit, sondern zum einen den künstlerischen Produktionsprozeß selbst und zum anderen eine fiktionale Wirklichkeit [gemeint ist hier offensichtlich: fiktive Wirklichkeit; TL], die nicht außerhalb, sondern nur innerhalb des ‚gemachten‘ Textes existiert, als dessen immanente durch ihn selbst erst erzeugte Realität.“ (Oevermann 1997 a, S. 327) Warum sollten wir dann aber – außer zu leerlaufender, eitler Exemplifikation – überhaupt ein Kunstwerk als Datenmaterial heranziehen?
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Verlagstext: Ulrich Oevermann und Fritz Schütze erzählen davon, wie sich ihre Abeit als Soziologen – auch vor dem Hintergrund ihrer Lebensgeschichte – entfaltet hat und dabei spezifische Fragestellungen, Arbeitsweisen, thematische Linien und Forschungsmilieus entstanden sind. Auf diese Weise werden die komplexen Bedingungen für die Entstehung von zwei Ansätzen (der Objektiven Hermeneutik und der soziolinguistisch basierten Analyse sozialer Prozesse) sichtbar, die in der rekonstruktiven Sozialforschung bedeutsam geworden sind. Auch die Offenheit und die Mühsal der damit verbundenen Suchbewegungen werden deutlich. Der Band trägt dazu bei, einer verkürzten und dekontextualisierten Rezeption dieser Ansätze und ihrer Reduktion auf bloßes Handwerkszeug in einer oftmals von stereotypen Abgrenzungen geprägten Forschungslandschaft entgegenzuwirken.
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Verlagstext: Der Fall Högel handelt als Kriminalfall von Mord, Serienmord und Totschlag, in journalistischen Texten ist von dem »Todespfleger« und dem »Jahrhundertmörder « die Rede. Für Klaus Kraimer gilt es dem Fall nüchtern ins Auge zu sehen, diesen aber nicht auf massenmedial erfundene, psychologische Modebegriffe oder einfache Erklärungen zu reduzieren. Er expliziert, was in dem Fall als Identitätskrise zum Ausdruck kommt, deren Symptom er ebenso ist, wie ein Zeichen von Professionalisierungsbedarf. Als Symptomtext und in seinem sozialen Prozess stellt der Fall einen Krisenfall dar, der – so die Logik der Theorie der Lebenspraxis – die Weichen stellen lässt für neue Routinen. Dazu wären überzeugende Krisenlösungen erforderlich, die eine künftige Rationalität vorbereiten. In diesem Sinne sucht der Beitrag eine Rekonstruktion des Potentials zu leisten, das der Fall bieten kann, um im Studium als Lehrstück zu dienen, und zwar in Disziplinen, die zentralwertbezogene Professionen begründen. Fallarbeit zeigt sich als Lehrstück für Studium und Praxis.
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Das hier anzuzeigende Einführungsbuch der Schweizer Kommunikationswissenschaftler Philomen Schönhagen und Mike Meißner gibt einen guten Überblick über die titelgebende Kommunikations- und Mediengeschichte, v. a. Deutschlands und der Schweiz – und zwar von der „Versammlungskommunikation“ (22-30) über die „zunehmende Kommunikation über Distanz“ (31-67) bis zur „journalistisch vermittelten Kommunikation“ (68-145), die in ihren verschiedenen Entwicklungsfacetten: der ersten „Ausweitung der Presselandschaft im 17. und 18. Jahrhundert“ (70-90), der „Industrialisierung und Massenpresse“ (91-105) und der „elektronischen Medien“ bis hin zu den digitalen (106-145), thematisiert wird. Dabei sind für den Soziologen zwar durchaus die Details interessant und aufschlussreich – etwa die Tatsache dass die Entwicklung der Praxis, „in Briefen einzelne Nachrichten von allgemeinem Interesse zu übermitteln“ (36; kursiv i. Orig.) auf „ein ausgebautes, allgemein zugängliches Postsystem“ 39; kursiv i. Orig.) angewiesen war –, aber besonders lohnt für ihn die Lektüre des Büchleins, weil dort die Logik der Entwicklung herausgestellt wird.
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In den vergangenen Jahren haben Sozialtheorien wieder vermehrt ihre Aufmerksamkeit auf Phänomene der Reziprozität gerichtet, zunächst in der frankophonen Diskussion, vor allem dank der an Marcel Mauss anknüpfenden M.A.U.S.S.-Gruppe (Mouvement Anti-Utilitariste dans les Sciences Sociales) um Alain Caillé (2008) sowie der Arbeiten von Marcel Hénaff (2009; 2014), und auch im deutschsprachigen Raum lässt sich dieses Interesse an neueren Monographien, Einführungen und Sammelbänden zur Reziprozitätsthematik ablesen (z.B. Adloff/Mau 2005; Hillebrandt 2009; Stegbauer 2011). Ein weiteres Buch zu diesem Thema wird deshalb danach zu beurteilen sein, welche neuen Einsichten es aufbieten kann und welchen Beitrag es zu begrifflichen Klärungen zu leisten vermag. Das vorliegende Werk ist aus einem Studienbrief der Hagener Fernuniversität hervorgegangen und in der vom dortigen Institut für Soziologie herausgegebenen Reihe „Studientexte zur Soziologie“ erschienen. Auf dem Cover wird vermerkt, dass es sich um ein „Lehrbuch“ handelt, doch geht sein Anspruch, wie sich im Untertitel andeutet, darüber weit hinaus, denn das Buch versteht sich zugleich als Baustein einer Konstitutionstheorie der Kultur- und Sozialwissenschaften, genauer als eine Art Propädeutikum zu „einer weiterführenden und umfassenden Studie zur strukturellen Reziprozität“ (S. VIII). Diesen doppelten Anspruch gilt es im Folgenden im Auge zu behalten.
Gegliedert ist es in drei Abschnitte. Der erste thematisiert alltägliche Erscheinungsformen von Reziprozität wie Handlungen des Grüßens, Verabschiedens, Dankens und Schenkens, der zweite diskutiert kulturanthropologische Reziprozitätsphänomene wie den Ringtausch, den Potlatsch und den Austausch von Heiratspartnern sowie die wirkungsgeschichtlich folgenreichen Studien hierzu, der dritte schließlich enthält eine resümierende Synthese und zeigt die Bedeutung einer Theorie der Reziprozität für eine Grundlegung der Kultursoziologie auf.
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Einige Politiker der Ampelkoalition haben sich in den Wochen seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine in ähnlicher Weise zu den erwogenen Sanktionen geäußert, was die Frage nach dem darin zum Ausdruck kommenden Politikverständnis aufwirft. Dies wird hier im Hinblick auf seine ökonomischen und politischen Implikationen, insbesonder im Hinblick darauf, was es heißt, angesichts des russischen Angriffskrieges Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmungsrecht solidarisch einzutreten, diskutiert.
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In Objective Hermeneutics, sequence analysis is the name of a methodical procedure for the interpretation of meaning-structured expressive forms and textual data. This contribution describes the concrete circumstances of its emergence in the context of the research project 'Elternhaus und Schule' (Parents and School), which was led by Ulrich Oevermann and colleagues in the early 1970s. The article explains the research questions, initial problems of data collection and important milestones from which sequence analysis gradually emerged. Using the example of a letter analysis from the context of youth welfare, the procedure is explained in the second, empirical part.
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Der Titel des hier anzuzeigendes bemerkenswertes Büchlein befremdet: Was soll das sein, ein „Recht auf Demenz“, also ein Recht auf etwas, das doch niemand haben möchte… Der Autor Thomas Klie, Gerontologe und Rechtswissenschaftler, richtet mit einer „philosophische[n] Herleitung eines Rechts auf Demenz“ (11) des Philosophen Reiner Marten die Perspektive seiner Schrift ein: „Wenn wir Demenz nicht heilen können, müssen wir mit Demenz leben lernen. Wenn Demenz eine Lebensform ist, muss eine solidarische und empathische Gesellschaft Menschen mit Demenz ein Recht auf diese Lebensform, eben auf Demenz, einräumen.“ (ebd.) Es geht also um das Recht auf eine – wenn auch nicht selbstgewählte – Lebensform, eine Lebensform, die jeden von uns ereilen kann. Die gewählte Herleitung hat den Vorteil, dass sie von Prämissen ausgeht, die in unserer Gesellschaft unstrittig sind: die (bisherige und voraussichtlich dauerhafte) Unheilbarkeit ist wissenschaftlich unstrittig; das Selbstverständnis als „eine solidarische und empathische Gesellschaft“ ist politisch unstrittig (anders als die weitergehende Vorstellung einer „wärmende[n] Gesellschaft“ [16] es sein wird). Klie macht zu Beginn bereits deutlich, dass dieses Selbstverständnis allerdings mit einer anderen, ebenfalls anerkannten realen Verfasstheit unserer Gesellschaft kollidiert: derjenigen als „radikalisierte[r] Leistungsgesellschaft“ (ebd.). Implizit ist damit gleich das Feld des politischen Streits um ein Recht auf Demenz aufgespannt. Allerdings nivelliert Klie die Schärfe, mit der dieser politische Streit zu führen wäre, indem er ausführt, dass wir uns die – heute bereits – erforderlichen Aufwendungen für eine praktische Realisierung des Rechts „nur so lange leisten [könnten], wie Deutschland durch Exporte der produzierenden Industrie viel Geld verdient“ (ebd.). Das ist ein Argument ähnlich dem von Oskar Lafontaine, der seinerzeit mit dem Verweis auf nicht tragbare Kosten gegen die Wiedervereinigung stritt; die Geschichte zeigte, dass er Unrecht hatte. Warum? Weil auch in der Politik die alte Volksweisheit gilt, „wo ein Wille, da ein Weg“.
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Das hier anzuzeigende Adorno-Buch bringt seinen Gegenstand in einer ihm angemessenen Weise zur Darstellung: Aus einer mimetischen Annäherung an je besondere Texte, insbesondere „auch die kleinen Texte“ (63) und aus der „Mikrolektüre auch inoffizieller Texte Adornos“ (64) werden die in ihnen enthaltenen oder entfalteten Gedanken konfiguriert. Diese Konfiguration ergibt sich schon durch die Grobeinteilung des Buches in fünf Kapitel, die zugleich aus verschiedenen Perspektiven den Blick auf Adornos Denken und die in ihm zum Ausdruck gelangende „Grundhaltung […] der Neugierde gegenüber den elementaren Feldqualitäten Neuheit und offene Vielfalt“ (11) richtet. Dabei schreitet das Buch zugleich auch kumulativ von der Erläuterung des Verkennens von Adornos Denken über eine einführende und klärende Darstellung desselben hin zu seiner kritischen Entfaltung fort. Auch innerhalb der einzelnen Kapitel sind es Folgen von einander ablösenden Perspektiven, die in ihrem Wechsel überraschen und zugleich Einsichten nahelegen. Wir können hier nicht jeder Verästelung der Darstellung im Detail nachgehen, versuchen aber, exemplarisch die Einsichten aufzuweisen, die dem Leser eröffnet werden.
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Es wird zunächst deutlich gemacht, dass für die Gattung Mensch strukturelle Reziprozität konstitutiv ist. Sie stiftet Gemeinschaft und bildet Personen heraus. Die Antworten der je spezifischen Kulturen darauf lassen sich danach unterscheiden, ob sie inhaltlich positiv, negativ oder neutral sind. Gemeinschaft wird durch wechselseitig angenommene Personen konstituiert; dies führt zu der Frage, in welcher Form diese wechselseitige Annahme des Anderen in modernen Gesellschaften materiell angemessen und förderlich realisiert werden kann. Die aus dem Geist der Demokratie erwogene Antwort ist das Bedingungslose Grundeinkommen. Das innere Passungsverhältnis von Reziprozität und diesem Vorschlag zur Umgestaltung unseres modernen Sozialstaats wird abschließend beleuchtet.
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Das hier zu besprechende Buch ist eine Dissertation, die, das darf vorweg gesagt werden, ein nicht nur für Qualifikationsarbeiten in seiner Begrifflichkeit ungewöhnlich klares, in seiner Einbettung in die Forschungslandschaft informiertes, in seiner Gesamtanlage plausibles und erhellendes und in seiner Sprache außergewöhnlich verständiges und verständliches Werk darstellt.
Unsere Besprechung folgt dem die Forschungsfrage und ihre Beantwortung organisch entfaltenden Aufbau in eine Einleitung – in der die Untersuchungsfrage material und in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur hergeleitet und das Vorgehen plausibel erläutert wird –, einen ersten Hauptteil – in dem Analysen zu der Gretchenfrage der Säkularisierung: Wie hältst Du’s mit dem Leben nach dem Tod?, dargestellt werden –, einen zweiten Hauptteil – in dem „die jeweilige Gestalt des säkularisierten Lebensentwurfs“ (79; kursiv i. Orig.) im Fokus steht – und einen Schluss, der die material erarbeitete revidierte Säkularisierungstheorie im Zusammenhang darstellt und nochmals in die bestehende Landschaft der Säkularisierungstheoreme einordnet.
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Beitrag des Projekts "Elternhaus und Schule", das unter der Leitung von Ulrich Oevermann, Lothar Krappmann und Kurt Kreppner am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin durchgeführt wurde
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Vortrag an der "Die Lebendigkeit kritischer Gesellschaftstheorie", einer Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno, die am 4. - 6. Juli 2003 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main statfand. Koordiniert von Prof. Dr. Andreas Gruschka und Prof. Dr. Ulrich Oevermann. Die Tagungsbeiträge können auch auf CD (je CD ein Vortrag) oder als DVD (alle Vorträge im MP3-Format) käuflich erworben werden. S.a. "Die Lebendigkeit der kritischen Gesellschaftstheorie", herausgegeben von Andreas Gruschka und Ulrich Oevermann. Dokumentation der Arbeitstagung aus Anlass des 100. Geburtstages von Theodor W. Adorno. Büchse der Pandora 2004, ISBN 3-88178-324-5
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Vortrag für das Kolloquium: "Decrire, un imperatif?" im Maison des Sciences de l'Homme, Paris, (Dezember 13., 14., 15, 1984)
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In diesem Beitrag wird anhand eines Ausschnittes aus einem nicht standardisierten Interview mit einer 66-jährigen Frau, die 12 Jahre zuvor einen Herzinfarkt erlitten hatte, die Funktions- und Handlungsweise, die unter dem Begriffsnamen »Compliance« thematisch ist, unter Bezug auf die Strukturlogik des Arbeitsbündnisses zwischen Arzt und Patient exemplarisch mit der Methodik der objektiven Hermeneutik untersucht.
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Verlagstext:
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'Der vorliegende Artikel untersucht unter Anwendung des objektiv hermeneutischen Auswertungsverfahrens die Biographie der 1897 im russischen Ekaterinoslav geborenen Olga Joffe (später Olga Lang-Wittfogel). Die Analyse endet mit dem durch den Krieg und die sich daran anschließenden Unruhen verspäteten Abschluss des Universitätsstudiums und der Heirat mit dem Arzt Joseph Meyer. Es wird gezeigt, wie Olga Joffe die anstehenden Bewährungsaufgaben im Übergang zum Erwachsenenalter - die Gestaltung des beruflichen und staatsbürgerlichen Handelns sowie den Aufbau einer privatimen Beziehung - löst. Die im Anhang des Artikels angeführten Daten über ihren weiteren Lebensweg sollen es ermöglichen, die erarbeitete Hypothese zu prüfen. Methodisch ist hervorzuheben, dass die Interpretation allein anhand der 'objektiven Daten' erfolgt, so dass es aufgrund der 'Raffung' der Angaben möglich ist, alle biographisch relevanten Knotenpunkte und Weichenstellungen in die Interpretation einzubeziehen.' (Autorenreferat)'The biography of Olga Joffe (later Olga Lang-Wittfogel), born in 1897 in Ekaterinoslav, Russia, is analyzed using the tools of objective hermeneutics. The period covered by the analysis ends with her graduation from University, belated due to the war and its aftermath of disorder, and her marriage to the physician Joseph Meyer. The analysis shows how Olga Joffe copes with the challenges involved in the transition to adulthood: carving out ways of occupational and civic action as well as building a personal relationship. As an addendum, data on her further life are presented which enable the reader to verify the hypothesis elaborated in this paper. It is a particular strength of this methodology that, due to its exclusive use of 'objective data' and the necessarily 'condensed' nature of such data, it allows for an interpretation that brings to bear all the key points and choices that are relevant on the biographical level.' (author's abstract)
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"Der Beitrag thematisiert Fragestellungen und Ergebnisse, die in einem internationalen Forschungsprojekt entstanden sind, in dem koreanische und deutsche WissenschaftlerInnen gemeinsam zur südkoreanischen Migration arbeiten. Diskutiert werden zwei mögliche Wege der Migration - die Rück- und Weiterwanderer - als spezifische Formen von Migrationsverläufen. Die Thematisierung wird sowohl mit Blick auf die Migrationsforschung als auch auf die Biographieforschung vollzogen und es wird nach dem Verhältnis der beiden Forschungsrichtungen gefragt. Beispielhaft wird anhand von zwei Kontrastfällen der Verlauf einer triangle-migration skizziert. Auf Grundlage der gemeinsamen Forschungsarbeit werden auch Aspekte des methodischen Vorgehens angesprochen." (Autorenreferat)"The results of this article are presented against the background of an international research project uniting German and Korean scholars in order to study the Korean working migration to Germany. The article discusses two forms of migration - people who return to their home country and people who continue their migration to a third country - understanding them as specific for migration processes in general and, hence, as a feature of South Korean working migration processes. We discuss this topic both in terms of migrational as well as biographical research, and in contrasting two cases we exemplify in some detail a process that we call 'trianglemigration'. Also based on this procedure common methodological problems are addressed." (author's abstract)
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Im Mittelpunkt des Aufsatzes stehen zwei kontrastive Fälle, die beide das Selbstverständnis eines autonomen Subjektes teilen und veranschaulichen, sich dabei jedoch auf sehr unterschiedliche Weise zur partikularen sozialisatorischen Prägung durch ihr jeweiliges familiales Herkunftsmilieu verhalten. Die beiden Fälle werfen ein (selektives) Licht auf die für die moderne Lebenswelt grundlegende Problematik, wie sich das autonome Subjekt gegenüber der partikularen sozialisatorischen Prägung durch ein familiales Herkunftsmilieu praktisch konstituiert.
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Die Autorin untersucht die Folgen extremer Frühgeburtlichkeit für den Prozess der Sozialisation und der Subjektkonstitution von Menschen, die dieses traumatische Ereignis überlebten. Nach einer kurzen Erläuterung der Sozialisationstheorie Ulrich Oevermanns und der Bedeutung des strukturellen Optimismus geht sie auf das Problem von Frühgeburtlichkeit und Stigmatisierung ein und stellt hierzu erste Modellbildungen vor. Die These, dass Frühgeborene ihre Frühgeburtlichkeit als Stigma empfinden, verdeutlicht sie empirisch anhand von Fallrekonstruktionen, die auf der Basis von nichtstandardisierten, biographischen Interviews durchgeführt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass (1) ehemalige Frühgeborene eine empfundene, aber verdrängte Stigmatisierung erleben, dass (2) ein Tabu für die Mutter wegen der nicht still zu stellenden Schuldproblematik besteht und dass (3) eine Unterrepräsentanz der Mutter als Bindungsperson entgegen dem Normalmodell, dass die Mutter die engere Bindungsperson ist, vorliegt, was in den untersuchten Fällen mit einer symbiotischen Bindung an den Vater korrespondiert. (ICI2).
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Gegenstand dieser Vorlesung ist die krisentheoretische Theorieprogrammatik, den Ulrich Oevermann anlässlich seines Abschieds als ordentlicher Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Jahr 2008 als eine Art Fazit aus der bis dahin geleisteten Forschungsarbeit formuliert hat.
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Gegenstand der Betrachtung ist der beschleunigte gesellschaftliche Strukturwandel, und zwar im Hinblick auf damit verbundene Herausforderungen für Bildung und biografische Transformationen. Hierzu wird die in der ersten der beiden Vorlesungen dargestellte, auf Ulrich Oevermann zurückgehende krisentheoretische Perspektive herangezogen, die ein neuere Paradigma in den Sozialwissenschaften repräsentiert, mit einem großen Potenzial für Fragestellungen der Soziologie, Pädagogik und Sozialen Arbeit. Besonderes Augenmerk wird der Programmatik des „lebenslangen Lernens“ geschenkt, die seit den 1970er-Jahren den Strukturwandel in Deutschland, Europa und Nordamerika diskursiv begleitet. Es wird argumentiert, dass dieser Diskurs eine bezeichnende Engführung schon im Begriff des „Lernens“ mit sich führt, im Unterschied zu dem umfassenderen Bildungsbegriff, wie er von Wilhelm von Humboldt geprägt worden ist. Der Strukturwandel hat mittlerweile ein Tempo und ein Ausmaß erreicht, dass „Lernen“ im krisentheoretisch explizierten Sinne von routinehaften Prozessen der Erwerbs von Wissensbeständen und Fertigkeiten bei weitem nicht ausreicht. Um den wachsenden Anforderungen an biografische Transformationen gerecht zu werden, wären vielmehr krisenvermittelte Bildungsprozesse über die gesamte Lebensspanne nötig. In diesem Zusammenhang wird auch die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens diskutiert, die eine Demokratisierung der sozialstrukturellen Verfügbarkeit von Muße ermöglichte. Muße erscheint dabei als strukturelle Voraussetzung für genuine Bildungsprozesse im Sinne Wilhelm von Humboldts.
Abstract
Die Sache der Reziprozität findet sich in alltäglichen Phänomenen wie dem des Grüßens und des Sich-Verabschiedens, des Dankens und des Schenkens. Um sie auf den Begriff zu bringen, wird ihr in diesem Lehrbuch zunächst exemplarisch nachgespürt, indem Protokolle der alltäglichen Phänomene mit der Objektiven Hermeneutik analysiert werden. So wird ein erster Begriff struktureller Reziprozität entwickelt. Mit diesem Begriff im Gepäck wird sodann eine Reise durch die Explikationen von Reziprozität durch M. Mauss, C. Lévi-Strauss und M. Hénaff unternommen. Sie entwickeln anhand ethnographischen Materials und philosophischer Reflexionen Begriffe von Gabe und generalisiertem Tausch. Diese Begrifflichkeit wird nach einer Re-Analyse des Materials und nach argumentativer Überprüfung der Reflexionen mit den zuvor gewonnenen Erkenntnissen konfrontiert. So wird ein empirisch gesättigter und theoretisch plausibler Begriff der strukturellen Reziprozität gewonnen. Im Verlauf der Darstellung wird immer wieder auf leicht zugängliche Phänomene hingewiesen, die den Lesern des Lehrbuchs Forschungsmöglichkeiten zur Prüfung und Anreicherung der Argumentation bieten.
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https://www.fernuni-hagen.de/videostreaming/ksw/soz_lng/2032.shtml
https://www.academia.edu/44625665
Das Sprichwort des Titels ist jedermann bekannt. Was aber verbirgt sich dahinter? Gerade jetzt erscheint die darin ausgesprochene Empfehlung wohlfeil, bemüht sich doch gerade im bevorstehenden Advent jeder nun entsprechend. Andererseits beginnen auch jetzt wieder die Überlegungen, wie angesichts der im vergangenen Jahr erhaltenen Geschenke ein angemessener Ausgleich geschaffen und wie alle zu Beschenkenden gerecht bedacht werden können. Schenken gehört zu den Erscheinungen unserer Festtage, aber auch unseres Alltags, die uns auf besondere Weise miteinander verbinden und an denen ablesbar wird, was uns als Menschen ausmacht. Im Vortrag wird dies an Ereignissen des Schenkens und des Beschenktwerdens exemplarisch verdeutlicht. Zudem wird in soziologischer Perspektive anschaulich und verständlich gemacht, was dem titelgebenden Sprichwort sowie den vielfältigen Erscheinungen des Schenkens zugrundeliegt: strukturelle Reziprozität als Grundlegung der kulturellen Natur des Menschen.
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Verlagstext:
Die Geschichte der Valois-Herzöge von Burgund kann aus der Retrospektive zu einer Gegenüberstellung von modernen und mittelalterlichen Elementen dieser Herrschaftsbildung verleiten. Insbesondere die Kreuzzugspläne Philipps des Guten (1419–1467) erscheinen vor dieser Folie wie das letzte Aufblühen einer mittelalterlichen Kultur, die nicht recht zum klassischen Narrativ eines »burgundischen Staates« passen will. Statt in Philipp aber einen Don Quijote des 15. Jahrhunderts oder den Vorläufer des »letzten Ritters« Maximilian zu sehen, untersucht die Studie seine Kreuzzugsprojekte als Bestandteil einer burgundischen Statuspolitik: Die ostentative Bereitschaft zur Verteidigung des Glaubens erlaubte der jungen Dynastie, eine Höherrangigkeit im Kreis der europäischen Fürsten zu beanspruchen. Zur Analyse des burgundischen Kreuzzugsdiskurses stützt sich die Arbeit auf drei Traktate des Jean Germain († 1461), die er als Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies verfasste. Methodologisch betritt sie dabei Neuland, indem eine sequenzanalytische Methode der rekonstruktiven Sozialforschung mit einer diskursanalytischen Perspektive verbunden und zur Untersuchung spätmittelalterlicher Handschriften herangezogen wird.
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Projektbericht des soziologischen Forschungsprojekts "Praxis als Erzeugungsquelle von Wissen" D3 des DFG-Kollegs/Sonderforschungsbereichs 435 der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Frankfurt/M., Leiter: Ulrich Oevermann, Mitarbeiter: Eva Daniels, Andreas Franzmann, Manuel Franzmann, Matthias Jung
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Der Titel zitiert eine Formulierung des bedeutenden Soziologen und Sozialphilosophen Georg Simmel. In dem Zusammenhang heißt es bei ihm: „Daß die Menschen sich gegenseitig anblicken, und daß sie aufeinander eifersüchtig sind; daß sie sich Briefe schreiben oder miteinander zu Mittag essen; daß sie sich, ganz jenseits aller greifbaren Interessen, sympathisch oder antipathisch berühren; […] daß einer den andern nach dem Wege fragt und daß sie sich füreinander anziehn und schmücken – all die tausend, von Person zu Person spielenden, momentanen oder dauernden, bewußten oder unbewußten, vorüberfliegenden oder folgenreichen Beziehungen,aus denen diese Beispiele ganz zufällig gewählt sind, knüpfen uns unaufhörlich zusammen.“Diese unscheinbaren Erscheinungen des Alltags verweisen auf mehr als bloße und – wie Simmel zeigt: nützliche – Gewohnheiten, die womöglich psychologisch zu erklären sind. In ihnen kommt vielmehr zum Ausdruck, was uns als Menschen ausmacht. Im Vortrag wird dies aus soziologischer Perspektive anschaulich und verständlich gemacht. Dr. Thomas Loer, habilitierter Soziologe, ist Gastdozent an der Privaten Universität Witten/Herdecke, Lehrbeauftragter an der International Psychoanalytic University Berlin und freiberuflich tätig (Praxis für klinische Soziologie – Analyse und Beratung). Seine Forschungsschwerpunkte sind: Reziprozität als Grundbegriff der Kultur- und Sozialwissenschaften, Methodologie und Methode der Objektiven Hermeneutik.
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Die Sache der Reziprozität findet sich in alltäglichen Phänomenen wie dem des Grüßens und des Sich-Verabschiedens, des Dankens und des Schenkens. Überall dort und in vielen weiteren Phänomenen erkennen die Akteure sich wechselseitig als Personen an. Um die Sache der Reziprozität auf den Begriff zu bringen, wird ihr zunächst exemplarisch nachgespürt, indem Protokolle dieser alltäglichen Phänomene mit der Objektiven Hermeneutik analysiert werden. So wird ein erster Begriff struktureller Reziprozität entwickelt: Durch die bloße durch sie selbst wahrnehmbare Ko-Präsenz von zwei oder mehr Angehörigen der Gattung Mensch sind diese so aufeinander bezogen, dass das, was auch immer einer von ihnen tut, objektiv ein Bezugnehmen auf den anderen darstellt und ihm und damit zugleich sich selbst einen Ort im geteilten Universum der Gattung zuweist. Mit diesem Begriff im Gepäck wird sodann eine Reise durch die systematisierenden Deutungen, theoretischen Explikationen und philosophischen Systematisierungen von Reziprozität durch Marcel Mauss, Claude Lévi-Strauss und Marcel Hénaff unternommen. Auf dieser Reise wird deren anhand ethnographischen Materials und philosophischer Reflexionen entwickelte Begrifflichkeit von Gabe und generalisiertem Tausch mit den an alltäglichen Phänomenen zunächst gebildeten, an der Re-Analyse von Teilen des Materials und der argumentativen Überprüfung der Reflexionen weiterentwickelten eigenen Erkenntnissen konfrontiert. So wird ein empirisch gesättigter und theoretisch weiterentwickelter Begriff der strukturellen Reziprozität gewonnen. Im Verlauf der Darstellung wird immer wieder auf leicht zugängliche Phänomene hingewiesen, die den Studenten Forschungsmöglichkeiten zur Prüfung und Anreicherung der Argumentation bieten.
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In dem Beitrag von Matthias Jung geht es um die Analyse von Zeugnissen materieller Kultur, also um konkrete Dinge. Diskutiert wird, wie der spezifischen Verfasstheit des Gegenstandsbereiches Rechnung getragen werden kann, wie sich Auswahl- und Entscheidungsparameter in ihm darstellen, und wie die sequenzanalytischen Interpretationsprinzipien ber{"u}cksichtigt werden k{"o}nnen. Als theoretische Anleihen hilfreich erweisen sich dabei der pragmatistische Bedeutungsbegriff von Charles Sanders Peirce, der die Bedeutung eines Gegenstandes als Generalisierung seiner m{"o}glichen praktischen Verwendungen konzipiert, sowie das Affordanzkonzept aus der Wahrnehmungspsychologie James Gibsons, das auf den „Aufforderungscharakter`` von Objekten Bezug nimmt und mittels dessen sich die F{"u}lle der objektiven M{"o}glichkeiten eines Gebrauchs auf diejenigen eingrenzen l{"a}sst, die sie tats{"a}chlich von sich aus nahelegen. Als Fallbeispiel fungiert ein arch{"a}ologisches Objekt, ein bronzenes M{"o}bel aus dem eisenzeitlichen, im 6. Jahrhundert v.Chr. angelegten Grab von Eberdingen-Hochdorf (Kr. Ludwigsburg).
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Menschliche Lebens{"a}u{ss}erungen, verbale wie nonverbale, verweisen stets auf intersubjektiv geteilte Sinn- und Bedeutungsstrukturen. Verfahrensweisen zur Erschlie{ss}ung von solchem (Handlungs-)Sinn bereitzustellen, ist das Verdienst rekonstruktiver Forschungsans{"a}tze wie der objektiven Hermeneutik und der Grounded Theory. In der Philosophie und Gesellschaftstheorie des Amerikanischen Pragmatismus verankert, wurden diese Ans{"a}tze in den 1960er- und 1970er-Jahren zun{"a}chst f{"u}r soziologische Arbeitszusammenh{"a}nge konzipiert. Dass sie auch weltpolitische Fragestellungen beantworten helfen, ist das zentrale Argument dieses Beitrags.
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Über viel „Muße“ zu verfügen war und ist gesellschaftlich ein Privileg, das höchst ungleich verteilt ist. Manchen erscheint sie vor diesem Hintergrund als ein „Luxus“, auf den man notfalls verzichten kann und der eher hedonistischen Charakter hat. Einige glauben sogar, dass „Müßiggang aller Laster Anfang“ ist. Aus einer bildungstheoretischen Perspektive stellt es sich jedoch für Einige genau umgekehrt dar. Ihnen erscheint Muße als Anfang jedes genuinen Bildungs- und Autonomisierungsprozesses, eine wissenschaftliche Auffassung, die schon der berühmteste deutsche Bildungstheoretiker Wilhelm von Humboldt vertreten hat. „Muße“ ist kultursoziologisch gesehen zunächst einmal diejenige Sphäre menschlicher Praxis, in der frei produziert (oder auch rezipiert) wird, d. h. um seiner selbst willen bzw. allein um der Sache willen, mit der man beschäftigt ist. Insoweit ist sie geradezu der Inbegriff von Autonomie und unterscheidet sich grundsätzlich von jener gesellschaftlichen Sphäre der Entfremdung und Fremdbestimmung, der Erwerbsarbeit, Freizeit und Arbeitslosigkeit im klassischen Sinn gleichermaßen angehören. Ein zum würdigen Leben ausreichendes, bedingungslos gewährtes Grundeinkommen würde allen Bürgern „Muße“ auf eine Weise verfügbar machen, die bisher nur privilegierten, sehr vermögenden Kreisen vorbehalten war, wie etwa historisch den berühmten „britischen Gentlemen“, deren Lebensmaxime darin bestand, zu leben, um (frei und selbstbestimmt, in Muße) zu arbeiten (bzw. sinnvoll tätig zu sein) im Unterschied zur Maxime, zu arbeiten, um zu leben (den Lebensunterhalt zu verdienen). Man kann die Einführung eines zum würdigen Leben ausreichenden bedingungslosen Grundeinkommens daher auch als „Demokratisierung der Muße“ bezeichnen. Dieser Gesichtspunkt des bedingungslosen Grundeinkommens bildet in der gesellschaftlichen Debatte ganz ohne Zweifel das Hauptskandalon auf der Seite seiner Kritiker. Denn auch die ebenso notorisch diskutierte Finanzierungsfrage hängt am Ende vor allem davon ab, ob man den Bürgern insgesamt einen vernünftigen Umgang mit derart großen Muße- bzw. Autonomiespielräumen zumuten und zutrauen könnte. Allein der Gedanke einer „Demokratisierung der Muße“ erscheint vielen Kritikern unmittelbar als abwegig, als realitätsfremde, abgehobene sozialromantische Spinnerei. Jedoch wird man die offensichtlich gegebene starke Attraktivität der Grundeinkommensidee erst angemessen verstehen können, wenn man nicht bei einer solchen reflexhaften Abwehr der Idee stehen bleibt, sondern sich insbesondere mit der Frage auseinandersetzt, welche Bedeutung die Verfügbarkeit von Muße in der individuellen Lebensführung nicht zuletzt in Zeiten eines beschleunigten gesellschaftlichen Strukturwandels hat. Deswegen diskutiert der Vortrag den Gesichtspunkt einer Demokratisierung der Muße insbesondere aus bildungstheoretischer (ebenso -empirischer) Perspektive.
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Verlagstexte: "Beiträge zur Diskussion über eine Theorie des Unterrichts
und die Professionalisierung des Unterrichtens.
In diesem Buch sind Aufsätze versammelt, die – fast – alle dem
Forschungsansatz der pädagogischen Unterrichtsforschung
folgen. In der Auseinandersetzung mit anderen auf Unterricht
sowie auf das pädagogische Handeln von Lehrern bezogenen
Forschungsansätzen und Theorien werden nicht nur die Besonderheiten
der pädagogischen Unterrichtsforschung herausgestellt,
sondern es wird auch deutlich gemacht, was diese zu
leisten vermag und wo ihre Grenzen liegen. Darüber hinaus
wird gezeigt, wie mit Hilfe der pädagogischen Unterrichtsforschung
ein Beitrag zur Diskussion über eine Theorie des
Unterrichts geleistet und wie mit ihr die Professionalisierung
von Lehrern gefördert werden kann."
Abstract
Der Frage nach den Weisen der Darstellung und Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte durch das Medium Fernsehen geht die vorliegende Untersuchung am Modell des »Steinzeitexperimentes« des SWR nach. In diesem unter »Living Science« firmierenden Experiment lebten 13 Probanden zwei Monate lang an einem Weiher in der Nähe des Bodensees in den simulierten Lebensbedingungen des Spätneolithikums. Anspruch der vierteiligen Fernsehreihe war die Dokumentation der Geschehnisse in dem hierzu rekonstruierten Weiler sowie einer Überquerung der Alpen durch zwei Probanden. Zum Ziel des Experimentes wurde es erklärt, einen Beitrag zum wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt leisten zu wollen, indem das archäologische Wissen einem »Praxistest« unterzogen werden sollte.
Im Mittelpunkt der Studie stehen detaillierte Sequenzanalysen ausgewählter Passagen der Sendungen, die zeigen, dass sich die Absichten der Verantwortlichen an den Eigengesetzlichkeiten des Mediums Fernsehen brechen, an seinem spezifischen Dispositiv, dessen Gestaltungsmaximen einer sachhaltigen Informationsübermittlung entgegenstehen. Ein weiterer Schwerpunkt gilt der journalistischen Berichterstattung über das Experiment, die, bei aller inhaltlichen Kritik an diesem, strukturell denselben kulturindustriellen Schemata folgt und der das für die Gestalt des Gesendeten maßgebliche Dispositiv des Fernsehens ein blinder Fleck bleibt.
Matthias Jung (geb. 1968) ist Soziologe und Privatdozent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Aus dem Inhalt
1. Einleitung 7
2. Mediensoziologische Rahmung der Analyse 15
2.1 Begriffsklärung »Fernsehkommunikation« 15
2.2 Begriffsklärung »Dispositiv des Fernsehens« 17
2.3 Begriffsklärung »filmische Dokumentation« 55
3. Sequenzanalysen ausgewählter Passagen des Sendungstranskriptes 69
3.1 Vorüberlegungen 69
3.2 Anmerkungen zu der Transkription 76
3.3 Sequenzanalyse des Anfangs der ersten Folge 78
3.4 Der »Machtkampf« zwischen Olliver und Martin 122
3.5 Die Schlusssequenz der letzten Folge 161
4. Hintergründe, Einschätzungen, Kritik 1: Das »Steinzeitexperiment« aus der Sicht von Beteiligten 173
4.1 Die Beurteilung des Experimentes durch einen beteiligten Wissenschaftler 173
4.2 Ein Fazit aus Probandensicht 212
4.3 Das Begleitbuch zu der Fernsehreihe 218
5. Hintergründe, Einschätzungen, Kritik 2: Das »Steinzeitexperiment« in der journalistischen Berichterstattung 261
5.1 Leerlaufende Dauerironisierung: »Spiegel« (Martin Wolf) und »Spiegel online« (Christian Buß) 262
5.2 Anwalt des empörten Gebührenzahlers: »Bild-Zeitung« (Christoph Wüllner) 299
5.3 Argumentlose Sympathie: »Süddeutsche Zeitung« (Claudia Tieschky) 309
5.4 Das »Steinzeitexperiment« als Rollenspielersatz: »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (Heike Hupertz) 324
5.5 Zusammenfassung der Analysen der journalistischen Kommentare 336
6. »Die wussten genau, was sie tun, und wir wissen des halt net.«
Zusammenfassung und Fazit 339
Literatur 351
Danksagung 375
Abstract
Auf der Grundlage von vierzehn Einzelfällen rekonstruiert Hanne Handwerk Sinn- und Bedeutungsstrukturen inklusiver schulischer Praxis an vier Freien Waldorfschulen. Mit der Methode der Sequenzanalyse weist die Autorin Strukturtransformationen und Wandlungsprozesse nach, die neben der Ebene der Heranwachsenden auch die der Lehrenden und der Geschäftsführung erfassen. Anhand der Strukturbedingungen und des pädagogischen Konzepts der Freien Waldorfschulen werden entscheidende Voraussetzungen zur Umsetzung von Inklusion sichtbar gemacht. Aufgrund des mehrdimensionalen Erkenntnisinteresses gewinnen die Rekonstruktionsergebnisse allgemeine Gültigkeit und grundlegende Bedeutung für den erziehungswissenschaftlichen Diskurs.
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Abschiedsvorlesung des Soziologen Ulrich Oevermann am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universitaet Frankfurt am Main, Deutschland, gehalten am 28.4.2008.
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Videoaufzeichnung (wmv) des Vortrags zum Gedenken an Karl Otto Hondrich im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität, Frankfurt am Main
mms://little-helper.uni-frankfurt.de:8080/FB03/hondrich/vortrag7.wmv
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Podiumsdiskussion an der Goethe-Universitaet Frankfurt am Main zwischen Daniel Cohn-Bendit (EU-Politiker) und Ulrich Oevermann (emeritierter Frankturter Soziologieprofessor)
Veranstaltet von der Deutsch-Franzoesischen Gesellschaft Frankfurt am Main e.V., dem Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und dem Institut fuer Romanische Sprachen und Literaturen der Goethe-Universitaet, Frankfurt am Main.
Moderation: Christophe Braouet
Abstract
22. November 2011, Vortrag im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Universität Göttingen zum Thema "Miteinander - Füreinander? - Sozialverhalten von Affen und Menschen"
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Rekonstruktive Sozialforschung hat sich seit den 1990er Jahren innerhalb der Disziplin
und Profession Sozialer Arbeit fest etabliert. Dies spiegelt sich zum einen in der Präsenz
qualitativ-rekonstruktiver Forschungsansätze, zum anderen in der Relevanz rekonstruktiver
Methoden für die Entwicklung einer reflexiven Professionalität. Diese Form empirischer
Wissensbildung, die an der Sache selbst ausgerichtet bleibt, ist zudem in der Lage,
Antworten auf jene Fragen zu geben, die sich Sozialer Arbeit als Handlungswissenschaft
stellen. Rekonstruktive Zugänge vermögen es, Phänomene sozialer Lebenspraxis analytisch
zu durchdringen und in theoretische Modelle zu übersetzen. Dabei liegt das Potenzial
rekonstruktiver Wissensbildung sowohl darin, gegenstandsbezogene Theorien mittlerer
Reichweite zur Verfügung zu stellen, als auch ein Theorieprogramm zu begründen, das
sich unmittelbar an den Gegenstand der Sozialen Arbeit anschmiegt und ihn transzendiert.
An dieser Stelle setzt der Band mit der Frage ein, wie sich rekonstruktive Wissensbildung
und Möglichkeiten einer zukünftigen Theorieentwicklung Sozialer Arbeit zusammendenken
lassen.
Abstract
Verlagstext: "Seit über 40 Jahren ist der Ehegattennachzug die dominierende Zuwanderungsform aus der Türkei. Zugleich gelten besonders Heiratsmigrantinnen als überdurchschnittlich schlecht integriert. Welche Gründe bestehen für die vielfach konstatierten Schwierigkeiten beim Zurechtfinden in Deutschland? Jan F.C. Gellermann geht dieser Frage aus einer Sozialisations- und Lebenslaufperspektive nach. Durch Fallrekonstruktionen auf der Basis narrativ-biografischer Interviews und nach der Auswertung generationenübergreifender Lebenslaufdaten kommt er zu dem Schluss, dass Integrationsprobleme auch habituelle Gründe haben und erheblich durch milieuspezifische und familiäre Sozialisationserfahrungen bedingt werden. Einen wesentlichen Einfluss haben zudem die Verlaufsprozesse der Migrationen, insbesondere die vielen, in kurzer Zeit zu bewältigenden Statuspassagen. Die Untersuchung liegt im Schnittfeld von Familien-, Sozialisations- und Migrationsforschung und richtet sich an Forschende ebenso wie an Praktiker der Integrations-, Bildungs- und Sozialarbeit."
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Verlagstext: "Obwohl sich die Anzahl der nicht besetzten Lehrstellen in Deutschland auf einem historischen Höchststand befindet, scheitern gleichzeitig viele Jugendliche am Übergang von der Schule ins Erwerbsleben. Ist die Ausbildungs- und Arbeitssuche dauerhaft erfolglos, kann man von Entkopplung sprechen. Warum gelingt in diesen Fällen der Übergang in das Erwerbsleben nicht? Wie lassen sich die Entwicklungen von „entkoppelten Jugendlichen“ aus einer Milieu-, Biografie- und Sozialisationsperspektive erklären? Diesen Fragen gehen die Autoren auf der Basis einer qualitativen Längsschnittuntersuchung nach, in der sie ein festes Sample von Heranwachsenden über zwei Jahre mehrfach interviewten."
Abstract
Ein Brief beendet abrupt die Karriere des deutschen Top-Managers Klaus Kleinfeld. Wie konnte ihm das passieren? Analyse des Briefes.
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Verlagstext: „Eine Theorie des Unterrichts als Typologie von Konstellationen des Pädagogischen – das ist die Idee, von der sich der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Johannes Twardella in seiner neuen Studie leiten lässt. Seine Frage, ob eine solche Theorie die Differenz der Schulformen berücksichtigen sollte, beantwortet er über eine Reihe subtiler Analysen kommunikativer Prozesse im Unterricht. Es zeigt sich, dass die drei Dimensionen des Pädagogischen – Didaktik, Erziehung und Bildung – in den meisten Fällen in einer spannungsvollen Konstellation zueinander
stehen.“
Abstract
Um ein Gedicht von Eugen Gomringer, das an einer Außenwand der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin angebracht worden war, gab es eine umfangreiche öffentliche Debatte. Dabei wurde lediglich der Inhalt des Gedichts berücksichtigt: als diskriminierend, da in ihm Frauen als Gegenüber der Bewunderung erwähnt werden. Und die Verteidiger der Anbringung an der Wand sahen lediglich darin, dass das Gedicht so, d. h. aus Gründen der political correctness abgelehnt wurde, abstrakt einen unzulässigen Eingriff in die Freiheit der Kunst im allgemeinen. Das Gedicht qua Gedicht spielte keine Rolle. Ob und ggf. warum das Gedicht zu Recht als „eines der bedeutenden Gedichte der modernen Lyrik“ gilt und was eigentlich die pragmatische Rahmung der Präsentation für ein Gedicht bedeutet, blieb ungefragt. Zur Beantwortung dieser nicht unerheblichen Fragen wird in dem vorliegenden Beitrag zunächst das Gedicht selbst analysiert und dann die pragmatische (Um-) Rahmung untersucht. Beide Analysen verfahren nach der Methode die Objektive Hermeneutik. Dabei zeigt sich, dass es sich bei dem Gedicht um ein autonomes Kunstwerk handelt, das dem Leser Welt eröffnet. In der Präsentation aber wie in der Debatte darum wird es auf eine seinen Werkcharakter missachtende und es so ruinierende Weise instrumentalisiert. Dazu trägt auch bei, dass das im Gedicht thematische Geschlechterverhältnis über den Gender-Leisten der Geschlechterdiskriminierung geschlagen wird, wodurch die Dimensionen der Geschlechterspannung, die in dem Gedicht nicht nur zum Ausdruck gebracht, sondern zugleich in einer sinnlichen Gestalt als konkrete Reziprozität erfahrbar gemacht werden, auf eine: die der Ungleichheit, reduziert werden. Diese Reduktion wird nicht durch das Gedicht, aber durch seine plakative Präsentation nahegelegt; diese macht, was die Debatte dann aufnimmt, aus dem Gedicht – so oder so – ein Menetekel und setzt es herab zum geistlosen Götzen der leerlaufenden Aufmerksamkeit.
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Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht der Fall einer ehemaligen DDR- Lehrerin, die sich mit dem Gesellschaftsprojekt der DDR identifizierte und vor diesem Hintergrund den „real existierenden Sozialismus“ engagiert mittrug. Als Kind kommunistisch-antifaschistischer Eltern, die die DDR mit aufgebaut haben, wurde ihr die Systemnähe mehr oder weniger in die Wiege gelegt, was ihr auch in der Folge ein hohes Maß an gesellschaftlicher Privilegiertheit verschaffte, zumal sie die Tradition ihres Elternhauses bruchlos mit ausgeprägtem gesellschaftlichen Engagement und SED- Mitgliedschaft fortsetzte. Der Fall repräsentiert in der Fallreihe dieses Bandes nicht allein jenen weiteren Kreis von Personen, die als mittlere Funktionsträger die DDR in der Breite mittrugen und somit zum Rückgrat der DDR gehörten, sondern vor allem den engeren Personenkreis, der dies auch aus voller Überzeugung und weniger aus Karrierismus oder anderen eigennützigen Motiven tat. Der Fall gewährt im Rückblick indirekt einen exemplarischen Einblick in die Subjektivität jener Personen, deren Gesinnung den extrinsischen Repressionsapparat der DDR durch eine intrinsische Ressource der Gefolgschaftsbildung ergänzte, vor allem aber in deren heutige Subjektivität, die nicht zuletzt durch die Auseinandersetzung mit dem erlittenen Untergang der DDR geprägt ist.
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Ein systematischer Unterschied zwischen der Rekonstruktion der Bedeutung derselben Äußerung an zwei verschiedenen Sequenzstellen gab Anlass, seine begriffliche Fassung zu erarbeiten. In der Objektiven Hermeneutik scheint mit der Gegenüberstellung von ‚objektiver Bedeutungsstruktur‘ und ‚latenter Sinnstruktur‘ ein terminologischer Vorschlag hierfür vorzuliegen. Dieser ruft jedoch aufgrund seiner Komplexität – er amalgamiert drei verschiedene Oppositionen – Irritationen hervor. Der Beitrag skizziert zunächst die Verwendung der von Ulrich Oevermann eingeführten Termini, sodann wird anhand einer materialen Analyse das Klärungsproblem herausgestellt; schließlich wird mit Bezug auf Freges Unterscheidung von Bedeutung und Sinn ein Vorschlag zur begrifflichen und terminologischen Fassung des Unterschieds gemacht. Der begriffliche Unterschied von (a) manifester und latenter Bedeutung, (b) objektiv regelkonstitutierter und subjektiv gemeinter Bedeutung und schließlich (c) objektiver Sinnstruktur einer Äußerung und ihrer umfassenden objektiven Bedeutungsstruktur kann ohne die Konfundierung in der titelgebenden Unterscheidung terminologisch gefasst werden.
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Die Darstellung der von Ulrich Oevermann im Zeitraum von über vierzig Jahren
entwickelten objektiven Hermeneutik erfolgt in zwei Schritten. Zunächst geht es
um methodologische Überlegungen, die dazu dienen, die Methode zu fundieren.
Dazu werden die begrifflichen Zusammenhänge von Erfahrung und Erkenntnis,
Rekonstruktion und Sequenzialität und von sinnstrukturierter Wirklichkeit und
objektivem Sinn entfaltet. Im zweiten Teil der Ausführungen wird die objektive
Hermeneutik als Kunstlehre wissenschaftlich-methodischen Arbeitens skizziert.
Es geht dabei sowohl um die Akteur/innen als auch vor allem um die konkreten
Vorgehensweisen und leitenden Prinzipien der Rekonstruktionsarbeit. Eine kurze
Schlussbemerku
Abstract
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Abstract
Abstract
Podiumsdiskussion auf dem 32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004 "Soziale Ungleichheit – Kulturelle Unterschiede"
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While farm succession has been well explored using quantitative data, we use the qualitative, case-oriented method of objective hermeneutics to explore important issues in succession processes. Objective hermeneutics makes use of short text sequences from interviews, exploiting the relationship between societal norms and the constitutive rules resulting from personal biographies. A case study including an intra-family succession, an almost-failed succession and an inter-family succession is analysed with reference to three sequences from an interview. It is shown that hierarchy plays a big role in succession processes within the family. Another result is the emotional turmoil that can result from a failed succession.
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Im unternehmerischen Handeln kommen Momente von Handeln überhaupt in gesteigerter Weise zum Ausdruck. Entscheidung und Vollzug, Selbstrechtfertigung und Verantwortung, Innovation und Kontinuität als Aspekte von Handeln treten in raffinierter Gestalt und in besonderer Konstellation auf. In verschiedenen Dimensionen – etwa Autonomie, Krise, Personalität, Innovation, Gestaltwahrnehmung – erweist sich der Unternehmer als ein Virtuose autonomer riskanter Entscheidung für neue Wege, die in persönlicher Erfahrung und Weltwahrnehmung gründet. Wie wurden unterschiedliche Unternehmerpersönlichkeiten wie sie sind? Eine exemplarische Betrachtung biographischer Konstellationen beleuchtet dies schlaglichtartig.
]]>Abstract
Mit dem Ziel, eine aktuelle Standortbestimmung vorzunehmen, skizzieren die Autoren dieses Buches aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und Perspektiven den Einsatz der Objektiven Hermeneutik in verschiedenen Forschungsfeldern. Diese Methode gilt gegenwärtig als das theoretisch und methodisch am umfassendsten ausgearbeitete hermeneutische Verfahren in den Sozialwissenschaften. Neben einem Rückblick auf die Anfänge und Begründung der Objektiven Hermeneutik, werden deren Entwicklungspotenziale und künftige Herausforderungen vorgestellt und diskutiert.
Abstract
Verlagstext:
as versteht man in der Soziologie unter Konflikt? Dieser Frage widmet sich der vorliegende Band, der zugleich als Einführungswerk in die Konfliktsoziologie konzipiert ist.
Die Einführung beginnt mit der Darstellung klassischer Begriffsbildungslinien der Konfliktsoziologie (Marx, M. Weber, Simmel, Park/Burgess, Vierkandt, von Wiese). Daran anknüpfend werden neuere konfliktsoziologische Positionen (Dahrendorf, Coser, Bourdieu, Honneth) und drei extrasoziologische, aber gleichwohl für die Konfliktsoziologie relevante Ansätze (Deutsch, Mouffe, Rapoport) skizziert.
Danach verlagert sich der Schwerpunkt auf die Darstellung des Konfliktverständnisses von Niklas Luhmann, das in der Konfliktsoziologie aus kontingenten Gründen bislang nur auf wenig Resonanz stieß. Die anschließenden Ausführungen zur Konfliktkonditionierung und -mediation basieren auf der Luhmann’schen Konfliktkonzeption und versuchen die Bedingungen für Interventionen in Konflikte begrifflich zu durchdenken. Das abschließende Methodenkapitel will zeigen, dass sich für die empirische Untersuchung von sozialen, d.h. kommunikationsbasierten Konflikten im Sinne Luhmanns die Konversationsanalyse oder die Sequenzanalyse der objektiven Hermeneutik eignen.
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Este texto apresenta a metodologia de pesquisa social qualitativa denominada “hermenêutica objetiva” desenvolvida pelo sociólogo alemão Ulrich Oevermann e aponta sua propriedade na pesquisa educacional. Derivada da tradição interpretativa da Teoria Crítica de Theodor Adorno, a finalidade da análise “hermenêutica objetiva” é descortinar a lógica entre as estruturas de reprodução social e as estruturas de transformação, reveladas em algum tipo de texto. Assim, objetiva desvendar e revelar a realidade sui generis que está contida neles: textos escritos de protocolos de pesquisa de campo, entrevistas, assim como obras de arte, música, arquitetura, são igualmente textos a serem interpretados. A metodologia procura compreender os sentidos que foram atribuídos a uma situação social e que estão registradas no texto. O texto apresenta dimensões do método usadas na Alemanha e no Brasil em pesquisas da escola e da sala de aula. This text presents the qualitative social research methodology called “Objective Hermeneutics” developed by the German sociologist Ulrich Oevermann and points out its appropriateness in educational research. Deriving from the interpretative tradition of Theodor Adorno’s Critical Theory, the purpose of the “Objective Hermeneutics” analysis is to reveal the logic between the structures of social reproduction and the structures of transformation, shown in some kind of text. Therefore, the objective is to unveil and show the sui generis reality that it contains: texts written from field research protocols, interviews, as well as art work, music, architecture, which are equally texts to be interpreted. The methodology intends to comprehend the meanings that were given to a determined social situation and which are registered in the text. The text presents dimensions of the method used in Germany and in Brazil in school and classroom researches.
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Bien que la sociologie allemande jouisse d’une solide réputation, un certain nombre de ses approches théoriques et méthodologiques peinent à trouver leur chemin en dehors des pays germanophones. L’herméneutique objective est de celles-là. Elle a été développée et motivée dès le début des années 1970, d’abord par Ulrich Oevermann et son équipe de chercheurs, puis reprise par un nombre croissant d’académiques germanophones. Elle participe d’une tradition herméneutique qui a, en Allemagne surtout, été intégrée dans les sciences sociales et donné lieu à l’émergence d’autres approches interprétatives voisines comme la « sozialwissenschaftliche Hermeneutik » de Hans-Georg Soeffner. Nous présentons ici un petit survol de la théorie de Oevermann, et une description de son application illustrée concrètement par un exemple tiré d’une recherche.
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Abstract
Die folgende Skizze des Programms einer Theorie der individuellen Bildungsprozesse versteht sich nicht als dessen positiv-affirmative Ausformulierung, sondern sollte als Versuch aufgefaßt werden, Grundfragen eines solchen Theorieprogramms zu entfalten.
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Die Rezeption Friedrich Schleiermachers (1768-1834) in der Erziehungswissenschaft ist ambivalent. Die Differenziertheit seines Werkes weist ihn als einen der Begründer der Pädagogik als Wissenschaft aus. Er ist ein kanonisierter Klassiker und fungiert als Stifter des hermeneutischen Paradigmas. Dem steht gegenüber, dass eine tiefer gehende Reflexion seiner Theorien im aktuellen Fachdiskurs und der professionellen Praxis - insbesondere in der Sozialpädagogik - kaum beobachtbar ist. In der Arbeit wird die These aufgestellt, dass Schleiermacher als "Vordenker der Sozialpädagogik" unzureichend wahrgenommen wird. Anknüpfend an die Darstellung aktueller sozialpädagogischer Theoriediskurse in ihrer historischen Genese wird dargelegt, dass in der schleiermacherschen ‚Erziehungslehre' die konstitutiven Elemente des Faches bereits im Ansatz entfaltet sind. Die Bearbeitung der These wird durch die Kontextualisierung mit der "strukturtheoretischen Professionstheorie Ulrich Oevermanns" vertieft. Herausgestellt wird, dass Schleiermachers Pädagogik als ‚Sozialpädagogik' erscheint, welcher eine ‚professionelle Programmatik' zugrunde liegt. Die Studie liefert neue Impulse für die Fachdiskussion und dient gleichzeitig als Einführung in die Pädagogik Schleiermachers, die Sozialpädagogik und den Professionsdiskurs.
]]>Abstract
Leistungsorientierung und Machbarkeitsphantasien dominieren vielfach den heutigen Zeitgeist. Der Tod wird als Skandalon verdrängt. Für die Soziale Arbeit bildet dies eine der großen Herausforderungen: Tod und Trauer sind unausweichliche Themen, die dieses Buch näher bringt. Eine professionelle Trauerbegleitung ist in den Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe erforderlich. Wie kann eine solche sozialpädagogische Begleitung in der Heimerziehung und noch dazu in der Krise der Adoleszenz gestaltet werden? Das Buch gibt Einblicke in den Aufbau der finalen Krise und ermöglicht Handlungsoptionen im Sinne einer stellvertretenden Krisenbewältigung, die in der Praxis unmittelbar relevant ist. Angesprochen sind engagierte Studierende, Lehrende und Professionelle aus der Sozialen Arbeit, der Pädagogik oder aus anderen Praxen, in denen es um die Bewältigung von Tod und Trauer geht. Das vorliegende Buch setzt die im Jahre 2014 im Münstermann Verlag begonnene Tradition fort: Die Reihe stellt die Explikation einzelner Krisen vor und knüpft an die in Band eins aufgezeigten Grundlagenmodelle an: Fallrekonstruktive Soziale Arbeit, Ansätze, Methoden, Optionen. Einführung mit Glossar und Bibliografie.
]]>Abstract
ieses Buch dient der Darstellung klassischer Konfliktdefinitionen und hat insbesondere zum Ziel, den Begriff des sozialen Konflikts auf der Basis der sozialen Systemtheorie von Luhmann darzulegen, kritisch zu reflektieren und seine Relevanz für die methodisch angeleitete Analyse sozialer Sachverhalte zu verdeutlichen. Das Buch kann und will nun nicht ein Ersatz sein für die zum Konflikt vorliegende Primärliteratur. Eine Lektüre dieser Einführung ersetzt folglich nicht die Hinwendung zu den Originalen, auch wenn wir versucht haben, die Einführung in möglichst großer Textnähe zu den Originalen zu gestalten und die Konfliktfassungen der einzelnen Autoren möglichst genau sprachlich nachzuzeichnen. Damit richtet sich das Buch besonders an Studienanfänger der Soziologie sowie an jene, die einen ersten, durch Meta-Diskussionen möglichst unverfälschten Zugang zu zentralen Texten über den sozialen Konflikt erhalten möchten.
]]>Abstract
Die Inhalte dieses Buches dienen dazu, Bilder, Fotos und Zeichnungen als Ausdrucksgestalten der menschlichen Lebens-Praxis lesen zu lernen. Die Texte, die sich um die von Oevermann in diesem Band meisterhaft vorgestellte Analyse einer Google-Earth-Werbung gruppieren, beziehen sich auf die Anwendung und Veranschaulichung allgemeiner Prinzipien der Bild-Hermeneutik. Gezeigt und exemplifiziert wird eine methodisch kontrollierte Vorgehensweise, die es ermöglicht, Bild und Sprache wie ein Werk zu verstehen.
Herausgearbeitet wird, dass das bildbasierte Untersuchungsdesign in vielen Bereichen der Sozialforschung ebenso etabliert werden sollte, wie in der professionellen Praxis, die zur Autonomisierung des Menschen beiträgt. Eine Kinderzeichnung – »Drei Wesen mit langen Ohren« – steht ebenso im Zentrum des Buches wie die methodenkritische Auseinandersetzung mit konkurrierenden Verfahren der Bildinterpretation, die nicht rekonstruktiv sondern subsumtionslogisch verfahren. Ein Beispiel ist das Testverfahren »Familie in Tieren«. Ein Familienfoto dient dazu, ein Lebensthema – im Kontext der biografischen Forschung – gleichsam leiblich erfahrbar werden zu lassen. Typologisch zeigt sich, wie sehr eine einschränkende Erziehung das Leben in seiner autonomen Entfaltung stört. An einem Einzelportrait lässt sich erkennen, wie »Fotografien als Quelle der Rekonstruktion von Entwicklungsprozessen« in Lehre und Forschung dienen und wie eine professionelle Praxis konstruktiv und gestaltrichtig damit arbeiten kann, um Krisen zu identifizieren und eine stellvertretende Krisenbewältigung zu ermöglichen.
Abstract
Die Frage, ob und in welcher Hinsicht ADORNO als Vorbereiter eines Paradigmas qualitativer Sozialforschung verstanden werden kann, wird diskutiert anhand zweier Briefe ADORNOs an Paul LAZARSFELD aus dem Jahre 1938, als er in dessen "Radio Research Project" an der Universität Princeton mitzuarbeiten begann. ADORNO musste sich hier erstmals mit empirischer Sozialforschung amerikanischer Prägung ins Verhältnis setzen, wobei er in Ermangelung praktischer Erfahrung auf diesem Gebiet zunächst ganz auf seine Bordmittel als Philosoph und Künstler angewiesen war. In der Korrespondenz mit LAZARSFELD artikulierten sich erstmals Überlegungen, die in ADORNOs Schriften zur Sozialforschung aus der Nachkriegszeit ihre kanonische Gestalt fanden. Die quantifizierenden Verfahren kritisierend, entwickelte er gleichsam naturwüchsig ein Modell qualitativer Forschung, das aber zugleich bestimmten, auch später nicht überwundenen Restriktionen unterlag, die ihren Grund vor allem in Vorbehalten gegenüber methodisch geregelten Vorgehen überhaupt hatten.
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"Die Hartz-Reformen räumen der Beratung und Betreuung von Arbeitslosen und erwerbsfähigen Hilfebedürftigen größeres Gewicht ein als früher. Hierfür erhalten die Arbeitsvermittler Handlungsspielräume im Umgang mit den 'Kunden'. Zugleich soll das der Kundendifferenzierung dienende 'Profiling' dem Prinzip, Gleiches gleich zu behandeln, Geltung verschaffen sowie Qualität und Leistung der Mitarbeiter erhöhen. Interviews mit Arbeitsvermittlern zur Praxis der Reform zeigen, dass sich diese in einem Dilemma sehen: Die Erfordernisse einer einzelfallbezogenen Beratungsleistung sind mit Vorgaben einer an formalen Kriterien ausgerichteten Klassifizierung der Kunden in Einklang zu bringen. Dieses Problem lösen die Arbeitsvermittler vielfach durch Formen einer 'Alltagspädagogik'. Sie knüpft primär an eigene Lebenserfahrungen und alltägliche Deutungsmuster an. Die bereits vorhandenen einzelfallbezogenen Deutungs- und Handlungskompetenzen der Mitarbeiter könnten durch Fortbildungsangebote weiter professionalisiert werden." (Autorenreferat, IAB-Dok
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In 1900, Ernst Däumig (1866–1922) wrote to Karl Kautsky of his ‘bitter experiences’ of violence in the French Foreign Legion and then in the Prussian military that had led to his recent ‘conversion’ to the socialist worldview. This article takes up Däumig's letters, articles and travelogues, and a drama, to explore how he recast his experiences of colonial and military violence twice, first as a writer for a German soldiers’ journal and then as an aspiring socialist journalist. As well as a burden that pushed him to critique his past, Däumig's military and colonial experiences are shown to have been his starting capital in the world of journalism and politics. The article gives particular attention to the process of conversion, through which Däumig forged a new life narrative out of the moral tales offered by the adopted worldview and the events of his own past. In addition to providing a case study of worldview conversion, this article demonstrates how biographical research can challenge assumptions about the impact of colonial violence on German metropolitan culture. At the same time, this biographical analysis sheds light on the early career of one of the key figures in the German Revolution of 1918 to 1921. As co-chairman of the Independent Social Democratic Party (USPD), Däumig led the USPD into union with the Communist Party in 1920.
Abstract
Verlagstext: "Ulrich Oevermann ist einer der meistdiskutierten deutschsprachigen Sozialwissenschaftler. Nicht nur unter Studierenden gilt er als schwieriger Autor: Zum einen aufgrund der Komplexität seiner Sprache, zum anderen aufgrund der Tatsache, dass sein Werk extrem breit angelegt ist und die Veröffentlichungen weit verstreut vorliegen. Die Einführung in das Werk Ulrich Oevermanns stellt seine zentralen Konzepte vor, liefert klare, nachvollziehbare Erläuterungen und stellt diese in einen Zusammenhang. Studierende und alle, die Oevermanns Werks bisher als schwer zugänglich bewertet haben, können auf dieser Basis einen Zugang zu seinen Überlegungen und Beiträgen zur Sozial-, Erziehungs- und Kulturwissenschaft gewinnen."
]]>Abstract
Verlagstext:
Unterricht an der Regelschule ist ein alltägliches Geschehen, von dem wir meinen, es nur allzu gut zu kennen. Wird er jedoch mit Hilfe einer hermeneutischen Methode auf Distanz gebracht und werden die in ihm stattfindenden kommunikativen Prozesse en détail analysiert, wird er plötzlich fremd und vieles erscheint uns erklärungsbedürftig zu sein. Dann wird es lohnend, grundlegende Fragen der Erziehungswissenschaften wieder aufzuwerfen und aus der neu gewonnenen Perspektive zu beantworten.
Abgeschlossen wird der Band mit Aufsätzen zu Fragen der Professionalisierung von Lehrerinnen und Lehrern. So wird das Verhältnis zwischen der Didaktik, vor allem didaktischer Theorien und der Theorie der Professionalisierung ausgelotet. Und es wird der Frage nachgegangen, welche Konsequenzen sich aus der pädagogischen Kasuistik für die Professionalisierung von Lehrpersonen sowie für die Theorie der Professionalisierung ziehen lassen. Auch diese Fragen werden jeweils mit Bezug auf empirische Beispiele erörtert.
Abstract
Der Band stellt verschiedene Methoden rekonstruktiver Weltpolitikforschung vor. Die Beiträge eröffnen einen detaillierten Einblick in die Labore erfolgreich abgeschlossener Forschungsarbeiten. Die Autorinnen und Autoren erklären die konkreten Verfahrensweisen, reflektieren über wiederkehrende Problemstellungen und präsentieren hierzu praktisch bewährte Lösungen.
]]>Abstract
Fallrekonstruktive Soziale Arbeit ist der Autonomie der Lebenspraxis verpflichtet. Ihr Mittel ist die stellvertretende Krisenbewältigung, die auf einem Arbeitsbündnis beruht.
Der aufgezeigte Bezugsrahmen ermöglicht die erfahrungswissenschaftliche Rekonstruktion von Krisen, um Soziale Arbeit als forschende Disziplin zu konzeptualisieren.
Das Buch soll Studierende und Forschende ermutigen, soziales Handeln kraft eigener empirischer Studien zur Geltung zu bringen – sei es in Qualifikationsarbeiten, in der KlientInnen-, Professions- und Praxisforschung.
Klaus Kraimer, Dr. Privatdozent. Professur für Theorie, Praxis und Empirie der Sozialen Arbeit.
Mitarbeit: Lena Altmeyer (M.A.), Svenja Marks (M.A.), Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes.
Abstract
hts im Leben ist so gewiss wie der Tod und die Tatsache, dass jeder sterben muss. Gleichzeitig ist kein zum Leben gehörendes Phänomen so unbekannt und so sehr mit projektiven Deutungen versehen wie eben das des Sterbens und des Todes. In der vorliegenden Studie wird auf der Grundlage eines Erinnerungsprotokolls die Struktur einer Erfahrung, die in der vielfältigen Literatur dazu als „Nah-Tod-Erfahrung“ bezeichnet wird, rekonstruiert. Dabei wird den methodischen Schwierigkeiten der Erforschung solcher Grenzerfahrungen durch eine detaillierte Sequenzanalyse Rechnung getragen. Die bisherige Literatur bewegt sich einerseits zwischen dem Pol praktischer Interessen – etwa dem Versuch, ein Leben nach dem Tod ‚wissenschaftlich zu beweisen‘ – und dem Pol wissenschaftlicher Demystifikationsversuche, andererseits zwischen dem Pol der Behauptung von universellen Erfahrungsmustern und dem Pol der Reduktion der Erfahrung auf je kulturspezifische Konstruktionen.
Demgegenüber werden in der vorliegenden Studie die Erfahrung der nicht vorstellbaren Gegenstandslosigkeit im Sinne der völligen Abwesenheit von allem, die Erfahrung der nicht vorstellbaren Einsamkeit im Sinn der völligen Abwesenheit von anderen und die Erfahrung des nicht vorstellbaren Selbst-nicht-mehr-da-Seins als der universelle Kern der Sterbenserfahrung, als ihr Handlungs- und Deutungsproblem erwiesen. Dies erlaubt, die vielfältigen Beschreibungen der sogenannten „Nah-Tod-Erfahrungen“ als je kulturspezifische Antworten darauf zu begreifen. Eine in der Konstitution der Gattung Mensch begründete universelle Struktur des Sterbens muss also mit den notwendigerweise kulturspezifischen Inhalten seiner Erfahrung und Deutung zusammengedacht werden.
Da Sterben nur als inkomplettes Spuren hinterlässt, die methodisch aufgeschlossen werden können, sind Aussagen über die Erfahrung des eigenen Todes nicht möglich; gleichwohl nähert sich die Studie unaufgeregt und sorgfältig den ‚Zugängen zur Festung des Todes‘ (Montaigne) soweit an, wie dies nur möglich ist, und erlaubt es dem Leser so, sich eine fundierte Vorstellung vom Unvorstellbaren zu erarbeiten.
Abstract
My contribution focuses on the relationship between theory and praxis, since the task of a "critical archaeology" is to mediate between these two spheres. Its target audience is the public, not other scholars. Critical archaeology is not part of scientific practice, but rather is part of intellectual reasoning that is both value-laden and that exercises practical critique. Respect for the specific logics of theory and praxis is crucial for its success. A "critical archaeology" that merits its name must steer its way between the Scylla of a technocratic paternalism that limits praxis and the Charybdis of submission to theory under the presumption of the "relevance of praxis."
]]>Abstract
Why was the U.S. National Academy of Sciences founded in 1863—during the Civil War and at a time of severe national trial? By analyzing sample documents light is shed on the motives by Alexander Dallas Bache, superintendent of the U.S. Coast Survey
and leader of mid-nineteenth-century American scientists. Bache and his circle had long discussed ideas for an academy. Some scholars have suggested that the Civil War opened up legislative opportunities for such plans through which the group around
Bache intended to further secure their professional standing. But an analysis of sample letters shows that Bache, at a time of low Union morale following several setbacks in the field, sought symbolically to assume cultural leadership and to support the endan-
gered nation-state. The National Academy of Sciences was designed to help consolidate the nation rather than the profession, and in this respect its founding context differed from its sister institutions in Paris and in London.
Warum wurde die amerikanische Nationalakademie (National Academy of Sciences) inmitten des Bürgerkrieges und in einer Zeit gegründet, in der der amerikanische Nationalstaat in seiner Existenz bedroht war? Die Analyse einer Auswahl von Dokumenten gibt Aufschluß über die Motive von Alexander Dallas Bache. Bache war Supterintendent der U.S. Coast Survey und führendes Mitglied der amerikanischen „Community of scientists“ in den 1850er Jahren. Bereits vor dem Krieg hatte Bache die Idee einer Nationalakademie mit engen Kollegen diskutiert. In der Forschung hat sich der Eindruck ergeben, dass der Bürgerkrieg und ein politisch gewogener Kongress Bache und seinen Kollegen nun eine Gelegenheit bot, diese Idee umzusetzen und damit auch ihre eigene Rolle zu stärken. Die Motivation Baches liegt aber, so zeigt die Deutung, in dem Wunsch, die Nation, die sich 1862 im Anschluss an mehrere militärische Niederlagen in einer Krise befand, durch die Gründung einer Akademie symbolisch zu stützen. Die Gründung diente also der Konsolidierung des Nationalstaats und nicht der Profession, wie dies in London und in Paris der Fall gewesen war.
]]>Abstract
In German social research nowadays most qualitative methodologies employ sequential analysis. This article explores the similarities and differences in conceptualising and practising this method. First, the working consensus, conceived as a shared set of methodological assumptions, is explicated. Second, with regard to three major paradigms of qualitative research in Germany—conversation analysis, objective hermeneutics, and hermeneutic sociology of knowledge—the different ways of doing sequential analysis are investigated to locate the points of departure from a working consensus. It is argued that differences arise from different case-perspectives and, relative to that, from different modes of introducing general knowledge, i.e. knowledge that is not specific for the analysed case, into the interpretation. An important notion to emerge from the comparison is the distinction between competence and praxis.
]]>Abstract
Ulrich Oevermann, Begründer der Forschungsmethode der Objektiven Hermeneutik, ist Professor für Soziologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Am Rande seines traditionellen Blockseminars am Berner Institut für Soziologie bot sich für soz:mag kürzlich die Gelegenheit, den Professionalisierungs- und Sozialisationstheoretiker zu treffen. Bei einer Portion Fisch mit feinen Salzkartoffeln und Salat im Restaurant „Mappamondo“ kam es zum Gespräch über die Hochschulreform, die Logik der Forschung, das Problem von Uni-Rankings, die Konkurrenz um den guten Studenten und die Vorteile der Zwiebel.
]]>Abstract
In der Soziologie gilt – bei allen dieser Erhebungsmethode eingeräumten Schwierigkeiten – die Befragung immer noch als „Königsweg“ der Sozialforschung. Auch in der Stadt- und Gemeindesoziologie wird häufig der Weg der Befragung eingeschlagen, um über die Summe der Interviewees auf die Struktur Rückschlüsse zu ziehen. Über diesen Weg kann zwar Typenbildung betrieben werden, die Möglichkeit eine Stadt als Totalität zu erfassen wird allerdings vergeben. Demgegenüber soll im Vortrag die Stadt im Sinne der objektiven Hermeneutik, als autonome Lebenspraxis und damit eigenständige Handlungs- und Entscheidungsinstanz verstanden werden, also nicht nur als die Summe von Häusern und Menschen. So wird hier von einer dem Ort innewohnenden Logik, einer emergenten Rationalität ausgegangen, die nicht von einer einzelnen Bevölkerungsgruppe bewusst geplant wurde, sondern sich über eine langfristige Eigenlogik des Ortes entwickelt hat. Hier soll gezeigt werden, welchen Nutzen die Analyse von Luftbildern einer Stadt für diese m.E. elementare stadt- und siedlungssoziologische Fragestellung haben kann. Grundlegende Annahme ist dabei, dass sich über die vertikale Aufsicht entscheidende Schlussfolgerungen für Gemeindeuntersuchungen ergeben, die über andere Daten nicht bzw. nicht in dieser Deutlichkeit erreicht werden können. Das Luftbild, das ich für diesen Zweck ausgewählt habe, bildet die osthessische Stadt Bebra ab. Ziel ist es, über die extensive Auslegung des Luftbilds eine Fallstruktur der Stadt zu entfalten. Die Analyse wird hier nur verkürzt dargestellt; gegenüber der ursprünglichen Interpretation, die Teil meiner soziologischen Diplomarbeit ist, sind einige Argumentationsketten stark gerafft.
]]>Abstract
Erstmals wird Interkulturelle Jugendhilfe umfassend professionalisierungstheoretisch bestimmt. Nach klassischer Auffassung konstituiert sich eine Profession über ein zentrales gesellschaftliches Problem, das sie exklusiv bedient. Dieses stiftet ihre Einheit. Im Rahmen der revidierten Professionalisierungstheorie von ULRICH OEVERMANN wird Soziale Arbeit als eine gesellschaftliche Instanz stellvertretender Krisenbewältigung ausgewiesen. Zusammen mit der Medizin und Psychotherapie ist sie betraut mit der Wiederherstellung der Autonomie der Lebenspraxis in ihrer Einheit von Soma, Psyche und Sozialität. Der spezifische Fokus von Jugendhilfe liegt in der Restitution der Integrität von Sozialität in der Konkretion der Familie. Die Familie als gesellschaftliche Sphäre trägt in sich die Momente der Familie als ödipale Triade einerseits und der Adoleszenz andererseits (HEGEL, LEVI-STRAUSS). Aus der Perspektive der Interkulturellen Jugendhilfe erscheinen die Strukturen von Sozialität als die »ethnische Ordnung« einer Gesellschaft. Unter Rückgriff auf die Studien von EMMANUELL TODD wird ein Begriff von den objektiven Strukturen von Ethnizität entwickelt und damit in Ergänzung zu den vorherrschenden instrumentalistischen bzw. konstruktivistischen Ansätzen der primordialistische Ethnizitätsansatz revitalisiert. Dieser Ansatz ermöglicht die Diagnose, nach der in den meisten modernen Einwanderungsgesellschaften die ethnische Ordnung durch eine Sozialpathologie (AXEL HONNETH) gekennzeichnet ist. Interkulturelle Jugendhilfe leistet stellvertretende Bewältigung von sozialpathologisch induzierten Individuierungskrisen. Aspekte dieser Strukturbestimmung werden im fallrekonstruktiven Teil der Arbeit an der Evaluation eines Antirassismustrainings einer empirischen Bewährung ausgesetzt. Es werden die Protokolle von zwei Veranstaltungen eines Antirassismustrainings interpretiert, die mit zwei Schulklassen veranstaltet worden sind. In den Fallrekonstruktionen (Auswertungsmethode: Objektive Hermeneutik) wird gezeigt, dass das Training nicht lediglich auf das Ziel ausgerichtet ist, Wissen um die Funktionsweise von Rassismus und Diskriminierung zu vermitteln. Dies wäre eher Aufgabe von Schule. Vielmehr widmet sich das Antirassismustraining dem krisenhaften Verhältnis des Individuums zur ethnischen Ordnung der Gesellschaft und bearbeitet lebenspraktische Individuierungskrisen in ihrer Einbettung in die objektiven Strukturen von Ethnizität. Abschließend wird gefragt, ob sich die sozialpädagogische Intervention innerhalb des Workshops ethisch rechtfertigen lässt. Dazu wird auf die universalen Regeln der Moral (BERNHARD GERT) zurückgegriffen. Es erweist sich, dass sich das Antirassismustraining nur legitimieren lässt, wenn es dem hier explizierten Strukturmodell Interkultureller Jugendhilfe folgt.
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Antrittsvorlesung, 9. 6. 2006, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
]]>Abstract
Research about small scale forest owners is often dominated by a focus on forest owner's professions. The sources of their income are expected to explain why people use their forest in the way they do it. Studies throughout Central Europe show that only a minority of the forest owners are still full-time farmers. Due to the increased mobility, many forest owners now live in cities, where they are engaged in urban lifestyles. The use of the forests by such urban-oriented forest owners might be better explained by the specific features of such urban lifestyles rather than the classical features of income and social status. Therefore, the article describes the lifestyle concept in a theoretical way and gives an outlook on the assumed situation of forest owners in Germany. It is discussed whether better understanding of forest owner lifestyles may promote policy extension within the forestry sector. Empirical evidence is drawn from two studies in the German state of Baden-Wuerttemberg about the effect of changes in lifestyles on forest management. The first study analyses characteristics of one specific lifestyle, the farm forest owners in the Central Black Forest. It describes almost homogeneous social structures characterised by the identification via profession, roots in the region, low mobility and a high demand for independence. On the basis of some examples, a possibility to derive prognoses from the data is suggested. Furthermore, the output of the study is compared with the results of a survey that covered the situation of small scale forest owners in a much larger area integrating urban and rural regions. This second study gains a general overview on forest owner lifestyles in Baden-Wuerttemberg. It aims to classify forest owners by their urban orientation. The characteristics that were selected for the construction of a specific scale of urban orientation illustrate the extent in which their lifestyles can be considered as being urban-based. Therefore, the lifestyle ‘full-time farm forester’ can be compared with others with respect to the size of the group, its homogeneity and the average degree of urbanity.
]]>Abstract
At the outset of a policy evaluation, it is often necessary to gather data from the few personnel charged with responsibility for the policy in order to better understand the policy and its objectives. The objective hermeneutics method provides a tool for deriving the maximum benefit from several core text sequences of such interviews. Two examples of interviews with administrative officials are provided: the first on the subject of investment subsidies for winegrowers and the second concerning subsidies for regional marketing initiatives. These are used to illustrate that the objective hermeneutics method reveals important thought structures and patterns of justification underlying policy design, which may prove highly useful in subsequent stages of policy evaluation.
]]>Abstract
Alexander Dallas Bache (1806–1867) was the key leader of antebellum American scientists. Presuming his profession to be a herald of an integrated U.S. nation-state, Bache guided organizations such as the American Association for the Advancement of Science and the United States Coast Survey, then the nation’s largest scientific enterprise. In this analytical biography, Axel Jansen explains Bache’s efforts to build and shape public institutions as a national foundation for a universalistic culture—efforts that culminated during the Civil War when Bache helped found the National Academy of Sciences as a symbol of the continued viability of an American nation.
Alexander Dallas Bache war der Architekt des amerikanischen Wissenschaftssystems im 19. Jahrhundert, ein amerikanischer Wilhelm von Humboldt. Als die USA im Bürgerkrieg zu zerbrechen drohten, gelang Bache 1863 die Gründung der »National Academy of Sciences«. Im Namen der Wissenschaft schuf Bache damit ein Zeichen für den Fortbestand der Nation. Auf originelle Weise verknüpft Axel Jansen Biografieanalyse mit Wissenschafts- und Politikgeschichte.
Abstract
Auf der Grundlage einer Analyse von zwei Kinderzeichnungen werden bestehende sozialwissenschaftliche Methodenvorschläge zur Bildanalyse bezüglich ihrer Reichweite diskutiert, und zwar insbesondere diejenigen, die auf PANOFSKYs Artikel "Ikonographie und Ikonologie" (1975 [1932]) aufbauen. Denn die Kinderzeichnungen zeigen eine Dimension des Ausdrucks, welche mit diesen Methoden nicht erfasst werden kann. Eine konstitutionstheoretische Diskussion schließt sich an dieses Ergebnis an: Gibt es eine Gestaltungsdimension bei gemalten und gezeichneten Bildern, welche konstitutionstheoretisch noch ungenügend thematisiert wird und durch auf PANOFSKY aufbauende Methodenvorschläge nicht erreichbar ist?
]]>Abstract
Im empirischen Teil des vorliegenden Aufsatzes geht es darum, an einem Fallbeispiel aus dem Arbeitsfeld eines Familienrechtsanwalts den Zusammenhang einer professionellen Dienstleistung mit einer biografischen Erfahrung des Professionellen aufzuzeigen. Der Sinn dieses methodisch heiklen Unternehmens liegt darin, exemplarisch die biografisch und historisch motivierten Potenziale und Grenzen einer professionalisierten Dienstleistung in den Blick zu bekommen. Eine differenzierte Perspektive auf professionelle Leistungen wird erleichtert, wenn man die Geschichten kennt, aus denen ein spezifisches Vorgehen resultiert. In Überwindung der groben Unterscheidung von "professionalisiert", "nicht professionalisiert" und "deprofessionalisiert" ist es möglich, die Professionalisierungstheorien (Talcott PARSONS, Ulrich OEVERMANN, Fritz SCHÜTZE) weiter auszudifferenzieren. Bisher fehlen detaillierte Untersuchungen der Genese von konkreten professionalisierten Handlungen, auch wenn die Thematik, insbesondere in Untersuchungen zum Handeln von Lehrerinnen und Lehrern, klar heraus gearbeitet ist.
]]>Abstract
Seit einiger Zeit findet islamischer Religionsunterricht in mehreren Bundesländern statt, obwohl viele Fragen, die sich mit der Einführung dieses neuen Faches stellen, noch nicht geklärt sind. Mit den vorliegenden Studien soll ein Beitrag zu dieser Klärung geleistet werden: Zum einen wird der Frage nachgegangen, was im islamischen Religionsunterricht eigentlich passiert und welche pädagogischen Probleme in ihm auftauchen. Dazu wird – exemplarisch – eine Unterrichtsstunde in diesem neuen Fach detailliert analysiert. Zum anderen wird ein Entwurf der islamischen Religionspädagogik unter der Frage untersucht, welches Verständnis von Pädagogik ihm zugrunde liegt. Am Ende zeigt sich, welche Herausforderungen noch bewältigt werden müssen, wenn die Einführung des islamischen Religionsunterrichts erfolgreich sein soll.
Johannes Twardella (geb. 1963) ist Privatdozent an der Johann Wolfgang Goethe-Universität und Lehrer an einem Frankfurter Gymnasium.
Abstract
Im Heft 1/ 2010 dieser Zeitschrift verficht Thomas Wenzl die These, die Klassenförmigkeit der Beschulung habe im Hinblick auf die inhaltliche Auseinandersetzung die Funktion, die SchülerInnen dazu anzuhalten, sich im Unterricht ausschließlich allgemein zum Gegenstand zu verhalten. Diese Deutung wird zum einen begrifflich kritisiert, indem gezeigt wird, dass Wenzl mit seiner sozialisatorischen Analyse „das Kerngeschäft des Unterrichts“ nicht zureichend aufschließt. Zum anderen wird auch unter Rekurs auf Rekonstruktionen unterrichtlicher Vermittlungsprozesse dargelegt, dass eine Berücksichtigung der inhaltlichen Seite der Vermittlung zweifeln lässt, ob der Erfolg, den Wenzl in der allgemeingültigen Bezugnahme erachtet, sich faktisch einstellt. Die Auseinandersetzung mit der von Wenzl vorgelegten Studie versteht sich als ein Beitrag zu der methodologischen Debatte, wie die rekonstruktionslogische Bildungsund Unterrichtforschung ihren Gegenstand adäquat verstehen kann. Schlagworte: Unterrichtsforschung, Didaktik, Schulklasse, klassenöffentliches Unterrichtsgespräch, Aneignungsprozesse, Objektive Hermeneutik
]]>Abstract
In dem Beitrag wird der Kritik an der strukturtheoretischen Variante der Professionalisierungstheorie entgegnet, wie sie vor allem von Heinz-Elmar Tenorth vorgetragen wurde. Dies geschieht nicht auf einer theoretischen Ebene, sondern mit Bezug auf ein empirisches Beispiel, eine Passage aus dem Englischunterricht einer 8. Klasse an einer Integrierten Gesamtschule. Dieses Beispiel wird mit Hilfe der Methode der objektiven Hermeneutik interpretiert und nicht nur in Bezug zu den beiden unterschiedlichen Varianten der Professionalisierungstheorie gesetzt, sondern auch aus der Perspektive des Forschungsprojektes PAERDU - aus dessen Zusammenhang es stammt - analysiert. Die Analyse führt schließlich zu dem Ergebnis, dass Routinen, die weitgehend auf „professionellen Schemata“ beruhen, im Unterricht zwar eine wichtige Rolle spielen - nicht zuletzt weil sie gewährleisten, dass der Unterricht auch dann noch weiter geht, wenn er faktisch gescheitert ist. Jedoch stößt die Anwendung von „professionellen Schemata“ im Unterricht an Grenzen, wenn Krisen eintreten, in denen es zu Bildungsprozessen kommen könnte. Dann ist ein fallspezifisches Vorgehen notwendig. Schlagworte: Professionalisierungstheorie, Unterrichtsforschung, objektive Hermeneutik, Kompetenztheorie
]]>Abstract
Die Frage, welche Funktion und Bedeutung der Berufsethik innerhalb der Sozialen Arbeit zukommt, wird sowohl innerhalb des professionssoziologischen als auch des sozialarbeiterischen Fachdiskurses kontrovers diskutiert. In der Schweiz werden Berufskodizes in relativ kurzen Zeitabständen neu gefasst beziehungsweise verändert. Im Rahmen eines laufenden Forschungsprojektes wird den Fragen nachgegangen, wie berufsethische Maximen entstehen, welche Funktionen sie haben und weshalb sie sich im Zeitverlauf transformieren. Aus diesem Projekt werden einige Analyseergebnisse vorgestellt. Schlagworte: Berufsethik, objektive Hermeneutik, Professionstheorie, Rekonstruktion von Transformationen, Soziale Arbeit, Schweiz.
]]>Abstract
Ausgehend von allgemeinen Grundannahmen zu Entwicklung und Sozialisation im Lebenslauf wird material veranschaulicht, wie die sozialisatorische Schnittstelle der Subjekt-Umwelt-Interaktion einer empirischen Rekonstruktion zugeführt werden kann. Die einzelfallrekonstruktive Analyse der sozialen Strukturierung und Konstituierung des Erfahrungsangebots in einem pädagogischen Setting illustriert das diagnostische Potenzial einer kompetenztheoretisch fundierten, sequenzanalytischen Rekonstruktion pädagogischer Interaktion unter dem Gesichtspunkt der methodischen Vorgehensweise wie auch der theoretischen Abstrahierung der sozialisatorischen Relevanz des pädagogischen Settings. Mit Bezugnahme auf fallkontrastierende Analysen zu dem pädagogischen Setting nach Einführung eines Modellversuchs zur Förderung demokratischer Partizipation in institutionellen Kontexten der Erziehung lassen sich Entwicklungs- und Lernprozesse verhindernde wie auch konstituierende Faktoren rekonstruktiv erschließen und auf Reproduktionsmechanismen und Transformationsspielräume der analysierten pädagogischen Praxis rückführen. Allgemeine Schlussfolgerungen zu Grundannahmen und -prinzipien eines entwicklungsorientierten Fallverstehens sozialer und pädagogischer Praxen weisen die interaktive Emergenz pädagogischer Interaktion und deren kommunikative Vermittlung als primären Gegenstand und die soziale Situation als zentrale Analyseeinheit eines pädagogischen Fallverstehens aus. Objektiv-hermeneutische Verfahrensprinzipien erweisen sich dabei als methodische Grundoperationen einer anwendungsorientierten, sozialisationstheoretischen Grundlagenforschung wie auch eines methodisch kontrollierten, sozial- und verhaltenswissenschaftlich fundierten Fallverstehens in der klinischen und pädagogischen Praxis. Schlagworte: Sozialisation, Entwicklung und Lernen, pädagogische Interaktion, soziale Kontrolle, Demokratie und Erziehung, Fallverstehen, hermeneutische Rekonstruktion.
]]>Abstract
Der Beitrag kritisiert die verbreitete Vorstellung, dass moderne Paarbeziehungen nach dem weitgehenden Rückzug normativer Vorgaben und ökonomischer Motive nur noch durch das Liebesgefühl zusammengehalten werden. Das sei der Grund für ihre Fragilität. Demgegenüber wird hier die Annahme vertreten, dass Paarbeziehungen eine innere Stabilität ausbilden können, die relativ unabhängig von äußeren „Stützen“ ist. In Prozessen der Paarbildung findet im Fall ihres Gelingens eine „Selbst-Institutionalisierung“ als Paar statt. Anhand einer Fallanalyse wird verdeutlicht, dass sich Paarbeziehungen als sozialisatorische Beziehungen verstehen lassen, in denen gemeinsam geteilte Standards des Handelns emergieren. Diese Standards haben den Charakter sozialer Institutionen, deren Reichweite der Geltung auf die Partner beschränkt ist. Schlagworte: Paarbeziehung, Liebe, Hausarbeit, geschlechtsbezogene Ungleichheit, Doing Gender, Objektive Hermeneutik, Sequenzanalyse.
]]>Abstract
Im Zentrum dieses Beitrages steht die Biographie einer Türkin, die in die Schweiz einwanderte und von ihrer Herkunftsfamilie verstoßen wurde, weil sie gegen den Willen ihrer Eltern heiratete. Auch mit ihrer Schwiegerfamilie in der Schweiz geriet sie anschließend in einen schweren Konflikt, so dass es auch hier zum Bruch kam. Es gelang dieser Türkin nicht, sich anschließend eine eigenständige, wirtschaftlich gesicherte und sozial anerkannte Existenz in der Schweiz aufzubauen. Als alleinerziehende Frau ist sie schließlich auf die Sozialhilfe angewiesen. - Auf der Grundlage dieser Fallrekonstruktion (auf der Basis der Daten des Lebenslaufs und ausgewählter Interviewsequenzen) können exemplarisch die Gründe und die innere Logik eines sukzessiven Exklusionsprozesses aufgezeigt werden. In diesem Fall ist es der Konflikt zwischen den traditionellen Normen des familiären Zusammenlebens in einem agrarischen Milieu und den Anforderungen an die persönliche Autonomie in einer modernen Gesellschaft. Schlagworte: Exklusion, Migration, Traditionalität in der modernen Gesellschaft
]]>Abstract
Der Beitrag zeigt anhand einer sequenzanalytischen Interpretation eines Plakats für eine Rekrutierungsveranstaltung einer Großbank an einer Universität sowie von verschrifteten Tonbandprotokollen der Äußerungen von Rednern während der auf dem Plakat beworbenen Veranstaltung auf, dass privatwirtschaftliche Großorganisationen zwar einerseits bestrebt sind, Mitarbeiter zu rekrutieren, die eine Habitusformation aufweisen, die dem Typus der „bürokratischen Persönlichkeit“ im Mertonschen Sinne entspricht, andererseits jedoch versuchen, Personen zu attrahieren, die sich aktiv um den Kontakt zu den Mitarbeitern des Unternehmens bemühen, um ihre Karriere voranzutreiben. Letztere Fähigkeit verweist auf die im Unternehmen neben den reibungslosen bürokratischen Abläufen geforderte Flexibilität im Kundenkontakt, die durch eine allzu starre Bindung an die bürokratischen Vorgaben gefährdet wäre. Im Datenmaterial wird darüber hinaus manifest, dass das Unternehmen seine Attraktivität für einen Karriereeinstieg dadurch zu untermauern sucht, dass es sich als Vergemeinschaftung von diffusen Sozialbeziehungen inszeniert und damit der Orientierung der „bürokratischen Persönlichkeit“ an der Herstellung von Krisenfreiheit und Sicherheit entgegenkommt. Schlagworte: Berufshabitus, Bürokratie, Sequenzanalyse, Objektive Hermeneutik, Berufskarriere, Personalrekrutierung
]]>Abstract
Der Beitrag befasst sich mit Ausgestaltungsformen diagnostischen Handelns in der Heimerziehung. Am Beispiel von Schweizer Heimeinrichtungen für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche wird dargelegt, dass organisationale Selbstverständnisse in hohem Masse strukturierend auf das diagnostische Handeln einzelner Professioneller einwirken. Im Beitrag werden fünf fallrekonstruktiv erschlossene organisationale Selbstverständnisse typisiert, mit denen u.a. unterschiedliche Auffassungen über das Kernziel sozialpädagogischer Interventionen verbunden sind. Die beforschten Einrichtungen verstehen sich entweder als christliche Ersatzfamilien, als Orte einer virtuosen Beziehungsgestaltung, als Um- und Nacherziehungseinrichtungen, als Internatsschulen oder als klinische Bildungs- und Ausbildungsstätten. Im Anschluss an die Charakterisierung dieser unterschiedlichen Selbstverständnisse wird erörtert, in welcher Weise sie sich konkret auf Formen und Inhalte diagnostischen Handelns niederschlagen. Schlagworte: Heimerziehung, Kinderheime, sozialpädagogische Diagnostik, diagnostisches Fallverstehen, Sozialpädagogik, Religion und Soziale Arbeit, verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, Heimplatzierung, Jugendstrafvollzug, Jugendstrafrecht, Massnahmenvollzug Schweiz
]]>Abstract
Eine Reihe von Neuerscheinungen widmete sich der in letzter Zeit zunehmend genutzten Möglichkeit, die Datenbasis interpretativer Sozialforschung durch die Erhebungstechnik der Videoaufzeichnung (und überhaupt visueller Daten) zu erweitern. Um das Potential dieser Erweiterung einschätzen zu können und die - meist überhöhten - Ansprüche, die mit dieser Erweiterung verbunden sind, indem sie ihr Eigenständigkeit auf der methodischen Ebene zusprechen, ohne dies methodologisch auszuweisen, zu verstehen und angemessen zu würdigen, wird die Sache der Videoaufzeichnungen in der interpretativen Sozialforschung, rückgebunden an methodische Klärungen und methodologische Grundlegungen dargestellt. Vor diesem Hintergrund werden einige Neuerscheinungen zu diesem Thema teils en détail, teils in allgemeiner Form, teils gesondert explizit, teils implizit im laufenden Text behandelt. Zudem wird erwogen, ob die Konjunktur von „Videoanalyse“ etwas mit dem Zusammenspiel zwischen einer fehlenden Prägnanz in den Methoden interpretativer Sozialforschung einerseits und einer Sehnsucht nach Unmittelbarkeit in der Beziehung zum Gegenstand andererseits zu tun hat. Schlagworte: Videoaufzeichnung, Videoanalyse, Videohermeneutik, interpretative Sozialforschung, Methodologie, Sequenzanalyse
]]>Abstract
Die Analyse des Titels ist für die Interpretation von Filmen bzw. allgemein von narrativen Kunstwerken, insofern sie ‚soziologisch‘ in dem Sinne ist, dass sie deren Verdichtungs- bzw. Darstellungsleistung sichtbar machen will, von besonderer Bedeutung: Versteht man narrative Kunstwerke als Darstellungen, so muss man dem jeweiligen Titel die Funktion zuschreiben, den Fokus des Dargestellten sowie damit verbunden zumindest in Ansätzen auch die Art und Weise des Zusammenhangs des Gegenstands mit der fiktiven Handlung des Kunstwerks zu benennen bzw. als Anspruch zu formulieren. Die Analyse dieses Anspruchs ist insofern der ‚natürliche‘ Ausgangspunkt einer soziologisch interessierten und sich deshalb am Ideal der Sequenzanalyse in der Tradition der Objektiven Hermeneutik orientierenden Interpretation solcher Kunstwerke als Darstellungen. Die Analyse des Filmtitels Rote Sonne sowie Ansätze zu einer Interpretation des Films selbst zeigen nun die Wichtigkeit dieses Schritts bezogen auf ein soziologisches Erkenntnisinteresse in besonders eindrücklicher Form auf, insofern hier die Beziehung von Dargestelltem und Darstellung von hoher Komplexität ist. Schlagworte: Filminterpretation, Werkanalyse, Objektive Hermeneutik, Gegenstandsbezug narrativer Kunstwerke, Funktion des Titels narrativer Kunstwerke, Beziehung zwischen Natur und Lebenspraxis, Rote Sonne, Rudolf Thome, Alfred Hitchcock.
]]>Abstract
Der Beitrag knüpft an die historischen Wurzeln zur Entwicklung der Sozialen Diagnose an die Tradition von Alice Salomon an. Ein Ziel ist es, diese ethisch fundierte und methodisch klug begründete Kunst zu helfen‘ neu zu inspirieren. Vorgeschlagen wird die Ausgestaltung einer modernen Sozialen Diagnostik auf der methodologischen Grundlage der hermeneutischen Erfahrungswissenschaft. Der Ideologie der Machbarkeit und der gemachten Diagnosen, die aus effizienzorientierten Erwägungen heraus erfolgt, wird eine sensible Rekonstruktion von Sinnzusammenhängen entgegengesetzt, die das Vertrauen in das diagnostischen Denken und Handeln begründet und auf wissenschaftlicher Basis vollzogen wird. Der informierte diagnostische Blick dient der Grundlegung eines professionellen Arbeitsbündnisses zur stellvertretenden Krisenbewältigung sowohl unter einer realitätshaltigen Einschätzung der Autonomiepotenziale des Klienten als auch und der Möglichkeiten zur Bereitstellung von Solidarleistungen und nicht stigmatisierenden Hilfeangeboten. Schlagworte: Anamnese, Arbeitsbündnis, Fallrekonstruktion, Hermeneutische Erfahrungswissenschaft, Maieutik, Mimesis, Sinnverstehen, Stellvertretende Krisenbewältigung, Verlaufskurve, Vertrauen, Paradoxien, Professionelles Handeln.
]]>Abstract
Der Film »The Shining« zeigt das Scheitern einer Familie, das in dem Versuch des Familienvaters gipfelt, Sohn und Ehefrau zu töten. In einer detaillierten Analyse der Filmdialoge und der visuellen Darstellungsmodi rekonstruieren die Autoren die familiale Interaktion. Dabei entwickeln sie eine explizit soziologische Filmanalyse und zeigen, welchen Beitrag diese für die Filmwissenschaft leisten kann.
]]>Abstract
"Im Herbst 2007 wurde mit § 16e SGB II in Deutschland erstmals die Möglichkeit eines potentiell unbefristeten Lohnkostenzuschusses von bis zu 75 Prozent des Bruttolohns für Arbeitgeber bei der Einstellung besonders arbeitsmarktferner Langzeitarbeitsloser geschaffen. Diesem Gesetz lag die Beobachtung zugrunde, dass trotz verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ein relevanter Teil der Langzeitarbeitslosen weiterhin auch mittelfristig keine Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt hat. In der Publikation werden Ergebnisse einer Implementationsstudie bei Grundsicherungsträgern in Nordrhein-Westfalen vorgestellt, welche die regionalen Unterschiede und deren Ursachen in der Umsetzung dieses Gesetzes untersucht. Zunächst werden der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Hintergrund der Gesetzgebung, der Verlauf des Gesetzgebungsprozesses sowie wesentliche Impulse des Steuerungsprozesses sowohl auf Bundesebene als auch länderspezifisch für Nordrhein-Westfalen skizziert. Im Rekurs auf den theoretischen Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus wird im empirischen Teil eine Typologie von vier differenten regionalen Umsetzungsstrategien der Grundsicherungsträger präsentiert. Dies umfasst einerseits grundlegende Varianten der Aneignung des Gesetzes auf der Leitungsebene der SGB-II-Träger sowie andererseits durch diese Varianten bedingte Unterschiede in der Ausgestaltung des Dienstleistungsprozesses bei der Implementation von § 16e SGB II." (Autorenreferat, IAB-Doku)
]]>Abstract
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts beobachtete Jules Henry im Rahmen seiner ethnographischen Schulforschungen die Arbeit eines Schülers an der Tafel und interpretierte sie aus einer sozialpsychologischen Perspektive heraus als einen Prozess, in dem ein Schüler lernt, was „Entfremdung“ ist. Ausgehend von dieser Deutung wird in dem vorliegenden Aufsatz der Frage nachgegangen, ob der Begriff der Entfremdung auch heute noch für die Erforschung von Unterricht fruchtbar gemacht werden kann. Dies geschieht im Rahmen einer Fallanalyse, bei der eine ähnliche Szene (die in einem Unterrichtstranskript festgehalten wurde) mit Hilfe der Methode der objektiven Hermeneutik zum Gegenstand der Analyse gemacht wird. Am Ende zeigt sich, dass die sozialpsychologische Perspektive nach wie vor wichtig zum Verstehen einer solchen Szene ist: Durch jede schulische Aufgabe werden Schüler/innen mit einer Herausforderung konfrontiert, an der sie sich bewähren können, mit der aber auch die Möglichkeit des Scheiterns für sie verbunden ist. Durch den Erfolg können sie in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt, durch ein Scheitern hingegen frustriert werden. Aus einer pädagogischen Perspektive heraus gesehen wird darüber hinaus aber auch deutlich, dass Entfremdung eine notwendige Voraussetzung für Bildungsprozesse ist: Nur wenn Schüler/innen sich auf etwas für sie Fremdes einlassen, können sie in eine Krise des Verstehens geraten, die eine notwendige Voraussetzung für Bildungsprozesse ist. Entfremdung kann aber auch das Resultat misslungener Bildungsprozesse sein, wenn nämlich didaktische Hilfestellungen primär dem Zweck dienten, dass schließlich ein richtiges Ergebnis an der Tafel steht (damit im Unterricht weiter fortgefahren werden kann), und nicht dazu beitrugen, dass die Schüler/innen die „Sache“ verstehen und wieder zu sich zurückkehren können. Anders gesprochen: Aufgrund des besonderen Settings – vor der Klassenöffentlichkeit findet eine Kommunikation zwischen dem Lehrer und einem Schüler über eine Aufgabe statt – werden in der analysierten Szene die Strukturprobleme von Unterricht wie unter einem Brennglas deutlich: wie im Unterricht Schüler/innen durch die Konfrontation mit ihnen Fremdem in eine Krise des Verstehens geraten können; wie mittels didaktischer Bemühungen versucht wird, einen Prozess der wechselseitigen Erschließung von Schüler und Gegenstand in Gang zu bringen; wie das Bildungsproblem, vor dem Schüler/innen stehen, letztlich nicht gelöst, der Unterricht aber dank der Didaktik – hier durch die radikale Herabsenkung des Anforderungsniveaus – zu einem abschließenden Ergebnis geführt werden kann. Während in den meisten anderen Fällen die Konsequenzen dieser Strukturprobleme kaum sichtbar werden, treten sie bei dem ausgewählten Beispiel in aller Deutlichkeit zu Tage. Sie haben zur Konsequenz, dass die Schüler/innen letztlich unmündig bleiben.
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Der Beitrag präsentiert Ausschnitte aus einer Fallstudie, welche exemplarisch einen typischen Unterrichtseinstieg‘ rekonstruiert: Eine Lehrerin setzt ein kurzes Video ein, um die Aufmerksamkeit der SchülerInnen schnell und wirkungsvoll auf das Thema zu lenken und seine Bearbeitung anzuregen. Das Video ist geeignet, starke Betroffenheit, aber auch Unterhaltungseffekte auszulösen, da es das Thema nach typischen Mustern massenmedialer Aufmerksamkeits-Erregung präsentiert. Anschließend stellt die Lehrerin formalisierte Arbeitsaufgaben, die nur schwach an den sachlichen und nicht an den emotionalen Gehalt des Videos anknüpfen. Die SchülerInnen quittieren dies zunächst mit demonstrativem Desinteresse, dann ihrerseits mit formalisiert-sachentbundenen Lösungsstrategien. Diese signalisieren ihre Einsicht, dass es ohnehin nicht um das Problematische‘ an der Sache, sondern lediglich um das €šUnterricht machen‘ geht, unterlaufen aber nun die von der Lehrerin intendierten Ansprüche an die Bearbeitung des Themas. Der Verlauf der Unterrichtssequenz repräsentiert die in der modernen Schuldidaktik geläufige, jedoch wenig aussichtsreiche Strategie, nicht durch die Sache selbst, sondern durch sekundäre Stimulantien zu motivieren.
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Als ich anfing, ein Thema für meine Promotion zu erarbeiten, fand ich Massentests ziemlich beeindruckend. TIMSS: über 500000 Schüler getestet. PISA: 180000 Schüler getestet. Ich wollte diese Datenbasis nutzen, um Erkenntnisse für die Gestaltung von Unterricht zu gewinnen.
Leider kam ich damit nicht weit. Je tiefer ich mich mit den Tests und den dahinterstehenden Theorien befasste, desto deutlicher schälte sich heraus, dass mit diesen Tests keine neue Erkenntnis generiert werden kann. Fast alle Schlussfolgerungen, die aus den Tests gezogen werden, konnten gar nicht aus den Tests selbst gewonnen werden.
Ich konzentrierte mich zunehmend auf die Testaufgaben, weil die Geltung der Aussage eines Tests an der Aufgabe erzeugt wird: In der Aufgabe gerinnt das, was die Tester als „mathematische Leistungsfähigkeit“ konstruieren. Der Schüler wiederum hat nur die Aufgabe vor sich. Es gibt nur „gelöst“ (ein Punkt) und „ungelöst“ (kein Punkt). Damit der Schüler den Punkt bekommt, muss er an der richtigen Stelle ankreuzen, oder er muss etwas hinschrei-ben, wofür der Auswerter einen Punkt gibt. In der Dissertation wird untersucht, was die Aufgaben testen, was also alles in das Konstrukt von „mathematischer Leistungsfähigkeit“ einfließt, und ob es das ist, was der Test testen soll. Es stellte sich durchaus erstaunliches heraus:
- Oftmals gibt es so viele Möglichkeiten, zur gewünschten Lösung (die nicht in jedem Fall die richtige Lösung ist) zu gelangen, dass man nicht benennen kann, welche Fähigkeit die Aufgabe eigentlich misst. Das Konstrukt „mathematische Leistungsfähigkeit“ wird damit zu einem zufälligen.
- Es werden Komponenten von Testfähigkeit mitgemessen: Viele Aufgaben enthalten Irritationen, welche von testerfahrenen Schülern leichter überwunden werden können als von testunerfahrenen. Es gibt Aufgaben, die gelöst werden können, ohne dass man über die Fähigkeit verfügt, die getestet werden soll. Umgekehrt gibt es Aufgaben, die man eventuell nicht lösen kann, obwohl man über diese Fähigkeit verfügt. Als Kernkompetenz von Testfähigkeit stellt sich heraus, weder das gestellte mathematische Problem noch die angeblichen realen Proble-me ernst zu nehmen, sondern sich statt dessen auf das zu konzentrieren, was die Tester angekreuzt oder hinge-schrieben sehen wollen. Prinzipiell erweist es sich als günstig, mittelmäßig zu arbeiten, auf intellektuelle Tiefe in der Auseinandersetzung mit den Aufgaben also zu verzichten.
- Man kann bei Multiple-Choice-Tests raten. Die PISA-Gruppe behauptet zwar, dieses Problem technisch über-winden zu können, dies erweist sich aber als Fehleinschätzung.
- Sowohl bei TIMSS als auch bei PISA stellt sich heraus, dass die vorgeblich verwendeten didaktischen und psychologischen Theorien lediglich theoretische Mäntel für eine theoriearme Testerstellung sind. Am Beispiel der Theorie der mentalen Situationsmodelle (zur Bearbeitung von realitätsnahen Aufgaben) wird dies ausführlich exemplarisch ausgearbeitet. Das Problem reproduziert sich in anderen Theoriefeldern. Die Tests werden nicht durch Operationalisierungen von Messkonstrukten erstellt, sondern durch systematisches Zusammenstückeln von Aufgaben.
- Bei PISA sollte „Mathematical Literacy“ getestet werden. Verkürzt sollte das die Fähigkeit sein, „die Rolle, die Mathematik in der Welt spielt, zu erkennen und zu verstehen, begründete mathematische Urteile abzugeben und sich auf eine Weise mit der Mathematik zu befassen, die den Anforderungen des gegenwärtigen und künftigen Lebens einer Person als eines konstruktiven, engagierten und reflektierten Bürgers entspricht“ (PISA-Eigendarstellung). Von all dem kann angesichts der Aufgaben keine Rede sein.
- Bei der Untersuchung des PISA-Tests drängte sich ein mathematikdidaktischer Habitus auf, der eine separate Untersuchung erzwang. Ich habe ihn unter dem Stichwort der „Abkehr von der Sache“ zusammengefasst. Er ist geprägt von Zerstörungen des Mathematischen bei gleichzeitiger Überbetonung des Fachsprachlichen und durch Verwerfungen des Mathematischen und des Realen bei realitätsnahen Aufgaben. Letzteres gründet in der Nicht-beachtung der Authentizität sowohl des Realen als auch des Mathematischen.
Die Arbeit versammelt neben den Untersuchungen zu TIMSS und PISA ein ausführliches Kapitel über das Prob-lem des Testens und eine Darstellung der Methodologie und Praxis der Objektiven Hermeneutik.
Abstract
"Der Beitrag stellt Ergebnisse einer Studie zur Implementation von § 16e SGB II vor, welcher besagt, dass ein Arbeitgeber für die Einstellung eines Langzeitarbeitslosen mit Vermittlungshemmnissen einen Lohnkostenzuschuss von bis zu 75 % erhalten kann, der nach Ablauf von zwei Jahren ggf. in eine unbefristete Förderung umzuwandeln ist. Die dauerhafte öffentliche Förderung von Arbeit ist eine Reaktion auf die mangelnde Marktnachfrage für substantielle Teile der Erwerbsbevölkerung und ein arbeitsmarktpolitisches Novum, sie steht in Widerspruch zu dem Aktivierungsparadigma des SGB II, was die umsetzenden ARGEn und Optionskommunen vor ein Interpretationsproblem stellt: Deuten sie § 16e als ein die Aktivierung in Frage stellendes 'trojanisches Pferd'; oder als notwendige Korrektur, die im Gegenteil die Geltung des Paradigmas bekräftigt? Außerdem stellt sich die Frage, wie er in die regional unterschiedlichen Gegebenheiten und Handlungsroutinen der arbeitsmarktpolitischen Akteure eingepasst werden kann, denn er bedarf einer aktiven, quasi-unternehmerischen Implementation, zu der Handlungsspielräume erforderlich sind, die aber auch obstruktiv genutzt werden können. Damit lässt sich an der Umsetzung von § 16e SGB II modellhaft die Nutzung solcher Handlungsspielräume erforschen, die für die Umwandlung von Behörden in Dienstleistungsunternehmen allgemein konstitutiv sind."
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Es handelt sich um eine Untersuchung, die in achten Klassen an Freien Waldorfschulen gemacht und ausschließlich mit der Methode der objektiven Hermeneutik durchgeführt wurde.
Welche Bedeutung kann die Gedichtrezeption für Bildungsprozesse frühadoleszenter Schülerinnen und Schüler gewinnen? In welchen Formen kommt sie zum Ausdruck? Hanne Handwerk untersucht, wie Heranwachsende sich mit Lyrik im schulischen Kontext auseinandersetzen. Dabei ist der Fokus darauf gerichtet, welche individuellen Erfahrungen aus der ganzheitlichen Unterrichtspraxis der Waldorfschulen im Umgang mit Gedichten resultieren. Mit dem rekonstruierenden Verfahren der objektiven Hermeneutik wertet die Autorin die Schülerinterviews aus und macht in ihrer Arbeit deutlich, wie Gedichte in einem gefühls- und handlungsbezogenen Verinnerlichungsprozess erlebt, als eigenständige sprachästhetische Erfahrung verarbeitet und reflektiert werden.
Abstract
"Im Herbst 2007 wurde mit § 16e SGB II in Deutschland erstmals die Möglichkeit eines potentiell unbefristeten Lohnkostenzuschusses von bis zu 75 Prozent des Bruttolohns für Arbeitgeber bei der Einstellung besonders arbeitsmarktferner Langzeitarbeitsloser geschaffen. Diesem Gesetz lag die Beobachtung zugrunde, dass trotz verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ein relevanter Teil der Langzeitarbeitslosen weiterhin auch mittelfristig keine Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt hat. In der Publikation werden Ergebnisse einer Implementationsstudie bei Grundsicherungsträgern in Nordrhein-Westfalen vorgestellt, welche die regionalen Unterschiede und deren Ursachen in der Umsetzung dieses Gesetzes untersucht. Zunächst werden der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Hintergrund der Gesetzgebung, der Verlauf des Gesetzgebungsprozesses sowie wesentliche Impulse des Steuerungsprozesses sowohl auf Bundesebene als auch länderspezifisch für Nordrhein-Westfalen skizziert. Im Rekurs auf den theoretischen Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus wird im empirischen Teil eine Typologie von vier differenten regionalen Umsetzungsstrategien der Grundsicherungsträger präsentiert. Dies umfasst einerseits grundlegende Varianten der Aneignung des Gesetzes auf der Leitungsebene der SGB-II-Träger sowie andererseits durch diese Varianten bedingte Unterschiede in der Ausgestaltung des Dienstleistungsprozesses bei der Implementation von § 16e SGB II." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Im Rahmen einer Implementationsstudie untersuchen wir die Umsetzung von § 16e SGB II, gemäß dem ein Arbeitgeber, der einen Langzeitarbeitslosen mit weiteren Vermittlungshemmnissen einstellt, einen Zuschuss zu den Lohnkosten von bis zu 75 % erhalten kann. Erscheint nach Ablauf einer zweijährigen Förderung eine Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt auch in den beiden folgenden Jahren als nicht möglich, soll das Arbeitsverhältnis entfristet und die öffentliche Förderung dauerhaft, d.h. potenziell bis zur Verrentung, aufrechterhalten werden. Das Interesse der Untersuchung richtet sich auf die Akteure der Umsetzung (also die ARGEn und Optionskommunen) und deren Lösung der mit ihr verbundenen Handlungsprobleme. Der Studie liegen zwei sich ergänzende Heuristiken zugrunde: Zum einen der „Akteurszentrierte Institutionalismus“ (vgl. Mayntz/Scharpf 1995), der die akteursbezogene soziologische Steuerungsforschung mit der regel- und institutionsorientierten Governance-Forschung verbindet, sowie zum anderen das aus der Ethnologie stammende Konzept der „Aneignung“, das den Fokus richtet auf Prozesse der Interpretation des Neuen, Anzueignenden und sein Einpassen in die schon vorhandenen Strukturen und Handlungsvollzüge; mit ihm lässt sich die Tatsache analytisch erfassen, dass das Gesetz in wesentlichen Dimensionen verändert und sogar zweckentfremdet wurde, ohne dass dies Ausdruck bewusster strategischer Manipulation wäre, sondern vielmehr den Akteuren im Zuge ihrer Umsetzungsanstrengungen unterläuft. Verzahnt sind die genannten Heuristiken mit der Auswertungsmethode der Objektiven Hermeneutik, die in besonderer Weise dazu geeignet ist, hinter den verschiedenen Umsetzungsstrategien stehende implizite Annahmen und Erklärungsmuster zu rekonstruieren, welche sich einer einfachen Abfragbarkeit entziehen. Inhaltlich konzentriert sich der Beitrag auf die Analyse von offenen, nichtstandardisierten Interviews mit für die Umsetzung Verantwortlichen bei den ARGEn und Optionskommunen (Geschäftsführern, Bereichsleitern).
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Der Text zeigt Kontinuitäten und Veränderungen in Glaubensverständnis und -ausübung bei dem Mitglied einer katholischen Diasporagemeinde auf, wie sie sich in zwei 1997 und 2007 geführten Interviews abbilden. Nach dem Wegfall der Pfarrstelle der Gemeinde begann der Interviewee, Herr Schneider, mit der Planung und Organisation neuartiger Gottesdienste, die Elemente wie Theaterspiel und Rockmusik einbeziehen. Mit seinem Engagement vollzieht sich eine strukturelle Angleichung an eine Gruppierung in der Gemeinde, die ein traditionalistisches Glaubensmodell propagiert und sich in Gestalt eines privaten Gebetskreises versammelt. Beider Laienaktivitäten gründen, auch wenn sie inhaltlich entgegengesetzt sind, in einem durch die Diasporasituation zu erklärenden Vorrang der konkreten Gemeinde vor der Amtskirche. Die Bedeutung dieser von der klassischen {"Kirchensoziologie"} wie auch der Theorie einer Individualisierung der Glaubenspraxis nur ungenügend erfassten Mesoebene der konkreten Gemeinde für das Erleben und Handeln ihrer Mitglieder wird aufgezeigt und das Handeln von Herrn Schneider aus einer säkularisierungstheoretischen Perspektive diskutiert. // {ABSTRACT} {IN} {ENGLISH:} The aim of this paper is to identify consistencies and changes in the religious activities of Herr Schneider on the base of two interviews, carried out in 1997 and 2007. After the omission of the rectorate, as a parish"s member he began to take the initiative in matters concerning the church, and so he planned and organised divine services, in which novel and modern elements such as dramatic performances and rock music are included. Through these activities, he is associated with the part of the community, which is open-minded about these elements, and on a structural level he develops affinities to a group, which is, in terms of content, antipodal, for it cultivates a traditionalistic conception of religion and established a private prayer group. The structural analogies of his forward-looking activities to those of the prayer group follow from the conditions of the community"s diaspora situation, that involves a higher relevance of the single community rather than of the Catholic church as a whole. The significant role of the community"s medium level between individual and official church for the believers" attitudes is pointed out. Finally, his biography is to be discussed from the secularisation theory"s point of view. Reprinted by permission of the {VS} Verlag für Sozialwissenschaften, Germany
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In einer 1965 in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie veröffentlichten {"Notiz} über sozialwissenschaftliche Objektivität" unterläuft T. W. Adorno beim Zitieren Hegels eine Fehlleistung in Gestalt einer Wortvertauschung. Diese wirkt zwar zunächst unscheinbar, in ihr kommt aber bei genauerer Betrachtung verdichtet Adornos problematische Rezeption des Hegelschen {"Begriffs"} zum Ausdruck, die wiederum für seine Deutung des Verhältnisses von Individuum und gesellschaftlicher Objektivität in der Theorie Hegels folgenreich ist. // ABSTRACT IN ENGLISH: In his "Notiz über sozialwissenschaftliche Objektivität" published in 1965 Adorno misquotes Hegel by mixing up two words. This seems to be of minor significance at first, but by careful examination it is shown that this lapse points to the larger issue of Adorno"s problematic adoption of Hegel"s term {"Begriff".} It distorts Adorno"s understanding of another component of Hegel"s theory: the relationship between social objectivity and the individual. Reprinted by permission of the {VS} Verlag für Sozialwissenschaften, Germany
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